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Maxim Gorki Theater
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Am Festungsgraben 2 - 10117 Berlin
Telefon: 030 202210
SPIELPLAN & KARTEN

Die Nacht von Lissabon

Bewertung und Kritik zu

DIE NACHT VON LISSABON
nach Erich Maria Remarque
Regie: Hakan Savaş Mican 
Premiere: 11. Januar 2019 
Maxim Gorki Theater, Berlin 

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Zum Inhalt: Der Hafen von Lissabon war der Ort, an dem sich für viele Exilant*innen die Möglichkeit einer Flucht aus dem faschistischen Europa verband. Von hier gingen die Schiffe in die USA, für die meisten war die Schwelle zur Freiheit – ein Ticket und ein Visum – eine unüberwindliche. Die Nacht von Lissabon ist der Bericht von Helen und Josef und ihrer verzweifelten Liebe auf der Flucht durch Europa. Hakan Savaş Micans Überschreibung folgt Remarques Erzählung auf einer heutigen Reise von Osnabrück über Zürich und Paris bis nach Lissabon. Mican sprengt die geographischen und zeitlichen Grenzen und verwebt sein persönliches Reisetagebuch mit der Geschichte des Buches. In das Schicksal des Paares spiegelt er das Ringen um Verortungen von Arbeitsmigrant*innen und die nicht geschriebenen Biografien der namenlosen Toten in den Fluten des Mittelmeers. Damals wie heute lässt der rettende Hafen Menschen auf der Flucht zu Schmuggler*innen ihres eigenen Überlebens werden. Wie kann eine sich selbst als »frei« bezeichnende Gesellschaft funktionieren, wenn das Leben nur so viel gilt, wie der Stempel in deinem Pass? Mit Remarque geht Mican der Frage der Zugehörigkeit auf einem Kontinent nach, der sich als kulturelle und geographische Festung neu zu definieren versucht. Er erzählt aber auch von der Hoffnung, vom Wunder der Liebe und von der Möglichkeit der Solidarität. Zusammen mit dem Videokünstler Benjamin Krieg ist Mican auf den Spuren Remarques durch Europa gereist und zeichnet mit Dimitrij Schaad, Anastasia Gubareva und einer vierköpfigen Live-Band ein Zeit und Raum ausmessendes Bild von Aufbruch und Nie-Ankommen.

Mit Anastasia Gubareva und Dimitrij Schaad

Regie: Hakan Savaş Mican
Musikalische Leitung und Komposition: Jörg Gollasch
Video: Benjamin Krieg
Mitarbeit Video: Phillip Hohenwarter
Kostüme: Miriam Marto
Beratung Bühne: Alissa Kolbusch
Dramaturgie: Irina Szodruch

TRAILER

 
Meinung der Presse zu „Die Nacht von Lissabon“

Maxim Gorki Theater


FAZ
★★☆☆☆

rbb
★★★★☆

taz
★★★★☆

nachtkritik
★★★★☆


Berliner Zeitung
★★★★☆

Der Tagesspiegel
★★★☆☆

Die Welt
★★★☆☆

Zitty
★★★★★

tip
★★☆☆☆

3.3 von 5 Sterne
  • 5 Stern(e)
    1
  • 4 Stern(e)
    4
  • 3 Stern(e)
    4
  • 2 Stern(e)
    3
  • 1 Stern(e)
    0
Angestrengte Aktualisierung
5 Jahre her.
Kritik
''Bis auf die Musiker und deren Instrumenten ist die Bühne leer, am vorderen und hinteren Rand werden jedoch die Videos von Benjamin Krieg gezeigt – sie spiegeln das heutige Europa: Kreuzfahrtschiffe, Meer, Autobahnen, Grenzübergänge. Ganz hübsch, aber keine große Recherchereise wert. Ohnehin bringt die Europafahrt des Regisseurs und des Videokünstlers der Inszenierung wenig Gewinn. Im Gegenteil: Es stört und irritiert, wenn Schaad mitten im Spiel aus der Rolle fällt und von einem Hotel am Rheinfall erzählt, in dem Mican Chips gegessen hat, oder von der Oma des Videokünstlers, die in ihrer Wohnung stets zwei Radios laufen hat. Aha-Momente sind in diesem Handlungsstrang selten – etwa, wenn Mican von den Kreuzfahrtschiffen sprechen lässt, deren Währung heute kein Pass mehr ist, sondern das Bändchen ums Handgelenk, das den Passagier als Zugehörigen der reichen, weißen Wohlstandswelt ausweist. Ansonsten bleibt diese angestrengte Aktualisierung überflüssig.'' schreibt Barbara Behrendt auf kulturradio.de
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1 von 1 Person(en) gefiel diese Kritik
Dimitri Schaad-Show und toller Gesang in verstolperter Inszenierung
5 Jahre her.
Kritik
„Die Nacht von Lissabon“ wäre ein Stoff für großes Melodram, aber davor schreckt Savaş Mican doch wieder zurück und steuert zielstrebig auf die wenigen Pointen in diesem melancholischen Roman zu, die Schaad so frisch vorträgt, als seien sie ihm gerade eingefallen. Für Schaad ist es eine spürbare Erlösung, als er neben der Josef Schwarz-Figur in ein paar kurzen Szenen auch die Rolle des bösen Nazi-Schwagers, des Gestapo-Beamten Georg Jürgens, verkörpern darf. In virtuosen Solonummern performt Schaad eine Schlägerei mit sich selbst und eine Folter-Szene am eigenen Leib. Der zweite Lichtblick eines vom Regisseur verstolperten Abends sind die tollen Gesangseinlagen von Anastasia Gubareva, die ein breites Repertoire von französischen Chansons über griechischen Rembetiko bis zu russischer Melancholie souverän beherrscht. Die meisten Stücke, die von der vierköpfigen Band (Lukas Fröhlich, Michael Glucksmann, Wassim Mukdad und Peer Neumann) live begleitet werden, hat Jörg Gollasch, der musikalische Leiter des Abends, komponiert. Weiterlesen
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1 von 1 Person(en) gefiel diese Kritik
Ein Flirt in Kriegszeiten
4 Monate her.
Kritik

''Schaad und Gubareva verkörpern in dem Kammerspiel erschöpfte Menschen, die 1942 aus dem nationalsozialistischen Deutschland flohen. Ein Flüchtling bietet Passanten Visa und Schiffspassagen in die USA an, wenn dieser ihm eine Nacht zuhört. Dimitrij Schaad tritt als Josef Schwarz zum Publikum und hält zwei Pässe zum Publikum hin. Sein Blick ist starr, seine Augen glänzen, seine Arme zittern. Als Josef Schwarz erzählt er von erschütternden Fluchterlebnissen, gerahmt von Verhaftungen, verzweifelten Internierungen und dem Tod geliebter Menschen. Wenn Schwarz von erfahrener Gewalt durch die Gestapo oder seinem NS-getreuen Schwager erzählt, schlägt und würgt Schaad sich auf beeindruckende Weise selbst, kippt sich rote Theaterfarbe über, wirft Tische und Stühle wie im Zweikampf um.

Der Akteur fällt dann jedoch momenthaft bewusst aus der Rolle, wenn er sein Publikum salopp mit der eigenen Vergänglichkeit konfrontiert. Er behauptet, Statistiker haben ermittelt, dass sieben Besucher eines vollbesetzten Saales das Jahresende nicht mehr erleben. Einige im Publikum schlucken betroffen und lachen beherzt. Schaad betont, da lägen wir im Schnitt noch gut. Beim Deutschen Theater seien es siebzig, das nenne man dann auch geriatrisches Theater, frotzelt er. Tatsächlich lief am DT vor einiger Zeit eine ähnliche Produktion (Transit nach Anna Seghers), welche die damalige Romanvorlage jedoch konservativer und originalgetreuer für das Theater kondensierte.

Hakan Savaş Mican kürzte Remarques Rahmenhandlung des Aufeinandertreffens vom Ich-Erzähler mit Josef Schwarz. Dimitrij Schaad verkörpert hier vor allem den Erzähler Schwarz. Während die bedrückende Dichte der Grausamkeit von Krieg und Vertreibung in der Transit-Inszenierung bildhaft beeindruckte, setzte Mican aktuellere Bezüge und ließ seinem Team Raum für neue Akzentsetzungen und eine direktere Ansprache ihres Publikums. Hier bleiben vor allem die erfrischenden Performance-Künste Schaads und die stimmungsvollen Gesangsdarbietungen Gubarevas in Erinnerung.'' schreibt Ansgar Skoda am 27. Mai 2024 auf KULTURA-EXTRA

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