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    Es lebe Europa

    Bewertung und Kritik zu

    ES LEBE EUROPA 
    von Paul Scheerbart
    Regie: Jens Schmidl 
    Premiere: 12. August 2021 
    Globe Berlin 

    Zum Inhalt: Die deutsche Kaiserzeit, eine Dekade vor ihrem Ende: Gesellschaftlicher Stillstand und mangelnde Entfaltungs- und Aufstiegsmöglichkeiten, Verelendung der proletarischen Massen in den Städten, gepaart mit einer rasanten technischen und wirtschaftlichen Entwicklung und einer experimentierfreudigen Kunst, schließlich die Ahnung eines bevorstehenden mörderischen und erbarmungslosen Krieges, stellen kompromisslos die Frage nach Zukunft.
    In krisenhaften Zeiten sind die soziale Frage von Arm und Reich, die Debatten um zukunftsweisende Gesellschaftsmodelle und die Isolation und Einsamkeit des Individuums die Ingredienzien für Paul Scheerbarts zahlreiche Dramolette, jedes kaum länger als 10 Minuten. In ihnen radikalisiert er seine Figuren zu einem Reigen des Scheiterns. Ihre Protagonisten agieren in manischer Hyperaktivität, führen sich und die Gesellschaft in absoluter wie absurder Zuspitzung vor. Paul Scheerbarts Stücke sind verzerrende Hohlspiegel einer Gesellschaft, die es trotz prosperierender Ökonomie nicht schafft, eine positive Vision zu entwickeln und an Mangel von Empathie und Phantasie zugrunde geht.
    Mit diesen Momentaufnahmen, die ein Brennglas auf den Mikrokosmos individueller, spielerischer, aber immer existentieller Machtausübung richten, ist Scheerbart ein nur selten gespielter revolutionärer Theatererneuerer, der auch einen Gegenentwurf zum Dogma neoliberaler Ausbeutung, Überwachung und inszenierter Individualität formuliert.

     

    Mit Johanna Paliege, Saskia von Winterfeld, Peter Beck und Uwe Neumann

    Regie: Jens Schmidl
    Ausstattung: Thomas Lorenz-Herting
    Musik: Bernd Medek

    4.0 von 5 Sterne
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    Scheerbart statt Shakespeare
    2 years ago
    Kritik
    ''Jens Schmidl, der auch beim wieder im Spielplan stehenden Sturm von Shakespeare Regie führte, schwebt für seine Inszenierung eine Art Totentanz und tragischer Reigen gesellschaftlichen Stillstands ohne Zukunftsvision vor. Die Stückinhalte geben das zumeist auf recht unterschiedliche Weise wieder. Mal geht es sketchartig um eine von ewigen Nachtwächtern behütete Dauerwurst, die sich ein geheimnisvoller Herr in Grün schlau ergaunert. Dann wieder um den sicheren Job, den eine begüterte Großmutter ihrer Enkelin aufzwingen will. Das Streben nach finanzieller Absicherung steht hier positiven Zukunftsvisionen entgegen. Deutschtümelnden Gehorsam und einen überholten Ehrenkodex nimmt die als „Constantinopolitanische Offizierstragödie“ untertitelte Farce Der Schornsteinfeger aufs Korn. Scheerbart, zeitlebens Pazifist, kritisierte darin die kaiserlichen Militärreformen im damaligen Osmanischen Reich und dessen Aufrüstung, was als irre Klamotte mit Knalleffekt daherkommt. Unterbrochen durch Live-Musik und ein absurdes Lautgedicht Scheerbarts spulen sich die kurzen Einakter auch nach der Pause weiter ab. Besonders lustig ist das Stück Der Direktor, für das Scheerbart eine nur mit dem Kopf nickende stumme Puppe als Theaterdirektor vorsah. Ihm gegenüber steht eine Schauspielerin beim abstrusen vergeblichen Vorsprechversuch, was die Situation des kaum gespielten Künstlers vor der unnahbaren Institution Theater wiederspiegelt und auch heute seine Gültigkeit nicht verloren haben dürfte. Interessant ist das Verschränken der beiden Dramen Das Mirakel und Der Herr aus dem Jenseits, die szenisch wechselnd aufgeführt werden. Im Mirakel philosophiert ein Paar über ihre vergangene Beziehung, Übersinnliches und die Sehnsucht nach fernen Welten, während der sogenannte Herr aus dem Jenseits eine gutgläubige junge Dame um ihr Erbe bringt. Insgesamt ein recht unterhaltsamer Abend, dessen Sinn sich nicht jedem uneingeschränkt erschließen wird, der aber einen guten Einblick in die Gedankenwelten Paul Scheerbarts gibt.'' schreibt Stefan Bock am 16. August 2021 auf KULTURA-EXTRA
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