Deutsches Theater Berlin
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    SPIELPLAN & KARTEN

    Medea s01e06

    Bewertung und Kritik zu

    MEDEA S01E06 
    von Paata Tsikolia
    Premiere: 10. April 2022 (Royal District Theatre, Tiflis, Georgien) 
    Deutschland-Premiere: 11. März 2023 (Gastspiel - Radar Ost) 
    Deutsches Theater Berlin 

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    Zum Inhalt:

    Ihr Götter, wendet alles Leid von mir.
    Genug gelitten habe ich.
    Medea bin ich, herzlose Mörderin.
    Nicht die besiegt wird, bin ich.
    Man wird mich nicht zerbrechen sehen.
    Jetzt kennt ihr mich, ihr Götter!
    Medea bin ich! Kolchische Prinzessin.

    Medea ist hier keine von Leidenschaft geblendete Jungfrau. Medea ist die Thronerbin von Kolchis im Kampf gegen ihren Vater und ihren Bruder. Sie hat ihre Heimat nie verlassen, denn ihr Ziel ist nicht die Heirat mit Jason, sondern die Familie ihres Vaters und die kolchische Kultur zu zerstören. Die neue Version von Paata Tsikolia Medea s01e06 bietet mit Tänzerinnen, Animationen und entfesseltem Schauspiel ein völlig unerwartetes Verständnis des Mythos.

    Text / Regie: Paata Tsikolia
    Bühne / Kostüme: Ira Shengelia
    Musik: Tamar Putkaradze
    Choreografie: Natia Chikvaidze
    Animationen: Iva Kimeridze
    Kuration: Data Tavadze, Davit Gabunia, Tengiz Khukhia


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    Freche Medea-Umdeutung gegen nationalistische Symbole
    1 year ago
    Kritik

    Etwas Komik und Leichtigkeit brachte das Royal District Theatre aus Tiflis, das dem Radar Ost-Festival seit der ersten Ausgabe 2018 verbunden ist, mit nach Berlin. Auch dass das Bühnenbild im Zoll hängen blieb, konnte das Ensemble nicht beirren. „Medea s01 e06“ ist ähnlich wie Christa Wolfs Roman „Medea. Stimmen“ als Collage mehrerer Stimmen angelegt, die über die Prinzessin und Kindsmörderin sprechen. Während die Titelfigur (gespielt von Ekaterine Demetradze) oft stumm bleibt, nimmt sich ihr Bruder Absyrtus (Sandro Samkharadze in leuchtendem Rot) um so mehr Raum. Er zieht über sie her, führt sie vor und mischt sich auch immer wieder mit frechen Sprüchen ins Publikum.

    Rätselhaft bleibt die Rolle der stummen Tänzerinnen, die Medea und ihre Gegner auf der notgedrungen leeren Bühne umkreisen. Leider gab es nur am zweiten Gastspiel-Abend eine Einführung. Der Kontext, aus dem die Georgier ihre Medea-Version erzählen, erschließt sich erst, wenn man Hintergrundtexte wie z.B. Esther Slevogts Nachtkritik-Reportage über eine Tiflis-Reise im Herbst 2022 kennt: Paata Tsikolia und sein Team setzen der „Medea“-Rezeption in ihrer georgischen Heimat, die dort zum Beispiel mit einem 2007 am Hafen von Batumi als Symbol des Nationalstolzes gewürdigt wird, ihre Version des Mythos entgegen: „Die identitätsstiftende Funktion, die Medea für georgische Nationalisten und das aktuelle Selbstbild Georgiens hat, stört ihn schon lange“, berichtete Slevogt.

    Unmissverständlich war hingegen der Schlussappell von Regisseur und Ensemble: unmittelbar vor der Abreise nach Berlin waren sie bei den Protesten gegen ein Mediengesetz nach russischem Vorbild dabei. Sie berichteten von Tränengas-Einsätzen und appellierten an das Publikum, dass auch hier wie nach dem Angriff auf Kiew die westlichen Werte der EU gegen autokratisches Herrschaftsstreben verteidigt werden müssen.

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