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Deutsche Oper Berlin
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Le Prophète

Bewertung und Kritik zu 

LE PROPHÈTE
von Giacomo Meyerbeer
Regie: Olivier Py 
Premiere: 26. November 2017 
Deutsche Oper Berlin
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Zum Inhalt: Nach dem Welterfolg der HUGENOTTEN wandte sich Giacomo Meyerbeer auch bei seiner nächsten Grand Opéra dem Jahrhundert der Reformation zu: LE PROPHETE erzählt Entstehung und Untergang des Regimes, das die protestantische Sekte der Wiedertäufer 1535 im westfälischen Münster errichtete. Durch die Willkürherrschaft der katholischen Obrigkeit wird der Gastwirt Jean de Leyde dazu gebracht, sich an die Spitze dieser fundamentalistischen Gruppierung zu stellen. Bald jedoch muss er erkennen, dass die Revolutionäre ebenso korrupt sind wie die alten Machthaber. Schon bei der Uraufführung wurde LE PROPHETE jedoch auch als Kommentar zur Revolution von 1848 begriffen – und tatsächlich erscheint diese Geschichte über die Instrumentalisierung von Religion zur Errichtung eines „Gottesstaates“ heute genauso aktuell wie zu Lebzeiten Meyerbeers. Zugleich ist LE PROPHETE aber auch die psychologisch packende Geschichte einer Mutter-Sohn-Beziehung: Im Zentrum der Oper steht nicht Jeans Liebe zu seiner Verlobten Berthe, sondern die Auseinandersetzung mit seiner Mutter Fidés.

Mit Gregory Kunde, Clémentine Margaine, Elena Tsallagova, Derek Welton, Andrew Dickinson, Noel Bouley, Seth Carico, Sandra Hamaoui, Davia Bouley, Ya-Chung Huang, Taras Berezhansky, Jörg Schörner, Dean Murphy, Byung Gil Kim

Musikalische Leitung: Enrique Mazzola
Inszenierung: Olivier Py
Bühne, Kostüme: Pierre-André Weitz
Chöre: Jeremy Bines
Licht: Bertrand Killy
Dramaturgie: Jörg Königsdorf, Sebastian Hanusa

ca. 4 Stunden 30 Minuten / Zwei Pausen



 
Meinung der Presse zu „Le Prophète“ - Komische Oper im Schillertheater Berlin


FAZ
★★★★☆

Die Welt
★★★☆☆


Zitty
★★☆☆☆

tip
★★★☆☆

3.6 von 5 Sterne
  • 5 Stern(e)
    1
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Der Prophet in den Banlieues
7 Jahre her.
Kritik
''Drastisch ausgedrückt: Statt Tod, Verstümmelungen und Gewaltexzesse, welche allesamt als Folgen oder Kollateralschäden anarchistischer und/oder revolutionärer Auswüchse begreifbar sind, gewissermaßen vorzuführen, wird das Auge permanent mit schön-erotisch Anzuschauendem beglückt, verführt und also abgelenkt. Konkrete Zuspitzung erreichte dieser ballettöse Ästhetizismus durch die ganz in rotem Pufflicht stilisierte Sex-Soft-Orgie kurz vor Ende der Grand Opéra - - natürlich gafft man viel, viel lieber auf sich mit artistischer Verrenkung beim Geschlechtsakt (tänzerisch) verausgabende Nackedeis als sich womöglich ein abschließendes Privaturteil hinsichtlich eines "Kommentar(s) zur Revolution von 1848" zu machen. Erotik, Sex zieh'n allgemein hinan...  Allein die Bühne von Pierre-André Weitz mit ihren angedeuteten Banlieues verwies dezent darauf, was hätte möglich sein können, wenn Le Prophète in dieser Richtung konsequent realisiert worden wäre; Punkt.  Chance vertan, und zwar total.'' schreibt Andre Sokolowski am 27. November 2017 auf KULTURA-EXTRA
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1 von 2 Person(en) gefiel diese Kritik
Opulentes vor historischem Horizont
7 Jahre her.
Kritik

Wenn man Richard Wagner als Ahnherrn der modernen Filmsinfonik bezeichnet, kann man auch seinen Zeitgenossen Giacomo Meyerbeer als Erfinder des Breitwand-Spektakels auf der heutigen Filmleinwand apostrophieren. Meyerbeers ‚Grand Opéra‘ „Le prophète“ riss das Publikum in Paris schon 1849 zu Bewunderungsrufen und Begeisterungsstürmen hin, als Wagner gerade einmal an seinem „Ring“ zu arbeiten begann. Seither fand Meyerbeers ausufernde Story vor dem Hintergrund der Münsteraner Wiedertäuferbewegung den Weg in die europäischen Opernhäuser des 19. Jahrhunderts, ehe das Werk angesichts des zur Aufführung erforderlichen opulenten Aufwands dann auch wieder daraus verschwand, begleitet von Wagners späterer antisemitisch begründeter Meyerbeer-Gegnerschaft. 

Die Deutsche Oper Berlin hat es nun unternommen, das monumentale Opus mit dem Libretto von Eugène Scribe und Émile Deschamps aus dem Strom der Zeit herauszufischen und auf die Charlottenburger Bühne zu stellen. Regisseur Olivier Py verzichtet darauf, der Ungeduld des zeitgenössischen Zuschauers durch modische Kürzungen der Originalvorlage entgegenzukommen. Religiöser Fundamentalismus, ein bedrängendes Thema unserer Tage, bildet den Hintergrund der Handlung, die ansonsten eine Liebesgeschichte erzählt und überdies die These illustriert, dass Macht korrumpiert. Einziges Zugeständnis: Ort und Zeit der Handlung befinden sich nun „irgendwo im 20. Jahrhundert“. 

Die Inszenierung stellt die umfängliche Handlung in das flexible, leicht zu variierende Bühnenbild von Pierre-André Weitz, das sich auf die Drehbühne stützt und von graugetönten Häuserfassaden und verschiedenen Lichteffekten beherrscht wird. 

Während Berthe (Elena Tsallagova) auf ihren Verlobten, den Gastwirt Jean (Gregory Kunde) wartet, 

erscheint dessen Mutter Fidès (Clémentine Margaine), und beide erleben das Auftreten der drei Wiedertäufer Jonas (Andrew Dickinson), Mathisen (Noel Bouley) und Zacharie (Derek Welton). Die Drei rufen das Volk zur Revolte auf. Landesherr Graf Oberthal (Seth Carico) vertreibt sie, vergreift sich aber auch an Berthe. Die drei Wiedertäufer wollen Jean zum Anführer ihrer Bewegung machen, was dieser zunächst ablehnt. Berthe kann der Gefangenschaft des Grafen entfliehen, Fidès ist Geisel seiner Häscher. Voller Haß auf den Grafen willigt Jean ein, Prophet der Wiedertäufer zu werden. Ein erster Angriff der Wiedertäufer auf Münster wird abgeschlagen. Der neue Prophet kann das zögernde Heer mit flammender Rede für einen neuen Sturm begeistern. 

Als Jean dann im Münsteraner Dom zum König der Wiedertäufer gekrönt wird, steht auf einmal Fidès vor ihm, die ihren Sohn erkennt. Jean verleugnet sie, und Fidès akzeptiert das, um ihn nicht zu gefährden. Berthe will den Propheten töten, dem sie die Schuld am vermeintlichen Tod ihres Verlobten Jean gibt. Schliesslich nähern sich feindliche Truppen der Stadt, um die Herrschaft der Wiedertäufer zu beenden. Aus der verträumten Hoffnung von Jean, Berthe und Fidès auf ein glückliches Leben auf dem Lande wird nichts: der gescheiterte Prophet gibt sich selbst den Tod. 

Meyerbeers Musik fesselt seltsamerweise nicht durchgehend. Manche Wendung, die sich am italienischen Stil orientiert, wirkt allzu gewollt und konstruiert. Immerhin sind einige Motive wohlbekannte Angelpunkte der Partitur: etwa die Melodie der Wiedertäufer-Hymne „Ad nos, ad salutarem undam“, von Franz Liszt wenige Jahre später für eine heute wohlbekannte Orgelfantasie genutzt, der Krönungsmarsch oder das erfreulicherweise beibehaltene Ballett „Les Patineurs“, aus dem hier allerdings eine getanzte Revue von Kriegsgreueln wird. 

Diese „Grand Opéra“ wirft alle Trümpfe der Opernbühne in die Schlacht um die Gunst des Publikums. Zu den Solisten und den von Jeremy Bines vorzüglich instruierten Chören kommen Tänzerinnen und Tänzer, die umfangreiche Statisterie und eine bald verborgene, bald sichtbar platzierte Bühnenmusik.

Dirigent Enrique Mazzola leitet sein hellwach agierendes Orchester sensibel und mit klarer Zeichengebung. Unter seiner Leitung verbindet sich der perfekt austarierte Orchesterklang mit den exakten Einsätzen der Chöre und den pantomimischen Beiträgen der Tänzer zu einem durchweg beeindruckenden Bild- und Klangerlebnis. 

So richtig groß wird der Abend allerdings vor allem durch die herausragende Leistung zweier Frauen: Clémentine Margaine in der Rolle der Fidès, dichtauf gefolgt von Elena Tsallagova als Berthe. Was Clémentine Margaine hier an beherrschender Mezzo-Stimmpracht einsetzt, fesselt und begeistert durchgehend. Ihr ebenbürtig und besonders in den Duettpassagen buchstäblich hinreissend ist Elena Tsallagova, die ihre Leistung im Laufe des Abends sogar noch steigern kann. Demgegenüber hat Gregory Kunde als Jean, der Prophet stimmlich nicht seinen besten Tag erwischt. Sein Tenor wirkt streckenweise sehr angestrengt. 

Der reiche Schlußapplaus konzentriert sich vor allem auf die beiden Solistinnen, würdigt aber auch das gesamte riesige übrige Ensemble ausgiebig. Von Mißfallensäußerungen der gewohnten Art ist praktisch nichts zu hören, was auch für die Leistung des Regisseurs gilt, der sich fröhlich in die Riege der umjubelten Solisten einreiht. 

http://roedigeronline.de
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2 von 2 Person(en) gefiel diese Kritik
Verschiebebahnhof von Chor- und Personenmassen
7 Jahre her.
Kritik
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Auch die Inszenierung ist der Höhepunkt dieses Meyerbeer-Zyklus, und gibt trotzudem keinen Grund zum Jubeln. Olivier Py, sonst Leiter des Theaterfestivals von Avignon, hat die Kunst ausgebildet, schiefergrau verschachtelten Bühnenbildnern ertaunlichen Stil-Effekt abzugewinnen. Er hat auch einige gute Ideen, z.B. wenn die Leibeigenen-Verhältnisse, die der Prophet überwinden will, durch kapitalistische Konsum-Werbung illustriert wird, wie sie uns heute umzingelt. Die Vasallen des Jean de Leyde, im Gänsemarsch paradierend, sind eine Art Olsen-Bande der Wiedertäuferei.

 

Leider verbinden sich derlei Ideen mit dem Gang der Dinge wenig. Die Inszenierung bliebt ein Verschiebebahnhof von Chor- und Personenmassen. Besonders unangenehm: das Dutzend männlicher Pin-ups sowie ein barbusiger männlicher Engel, der sich partout nicht von der Bühne fernhalten lässt. Auch schwuler Sexismus, meine ich, ist immer noch Sexismus. Bloß: Die anderen Meyerbeer-Inszenierungen taugten noch weniger.

'' schreibt Kai Luehrs-Kaiser auf kulturradio.de
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