Bewertung und Kritik zu
Rienzi, der Letzte der Tribunen
von Richard Wagner
Regie: Philipp Stölzl
Premiere: 24. Januar 2010
Deutsche Oper Berlin
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Zum Inhalt: Rom wird beherrscht von den Partikularinteressen und Clan-Kämpfen verfeindeter Adelsfamilien. An der Spitze der Bürgerpartei kämpft der charismatische Idealist Rienzi für Freiheit und Gerechtigkeit, Größe und Frieden. Er genießt das Vertrauen der Kirche und des Volkes. Die Königswürde lehnt er zwar ab, übernimmt aber mit „großen Gedanken im Kopf und im Herzen“ (Wagner) das Amt des Volkstribuns. Rom, das er liebt wie eine Braut, will er den inneren Frieden und seine einstige Größe zurückgeben. Unterstützt und eingesetzt von der Heiligen Kirche verspricht er, an der Seite eines gesetzgebenden Senats die Rechte des Volkes zu schützen. Doch der Adel hat sich dem neuen politischen System und seinem Vertreter nur zum Schein untergeordnet. Ein erster Attentatsversuch der Nobili scheitert, den Attentätern droht die Todesstrafe. Adriano, Sohn eines der Verschwörer und der Geliebte der Schwester Rienzis, gerät zwischen die Fronten. Er bittet Rienzi um Gnade für den Vater. Der wirbt schließlich beim Volk dafür, seine Entscheidung, die Attentäter am Leben zu lassen, mitzutragen und wendet so die Todesstrafe ab. Doch der Frieden hält nur kurz. Den Treueschwur, den Rienzi den begnadigten Nobili abverlangt, brechen sie und zetteln neue Unruhen an, die diesmal nur mit hohem Blutzoll auf beiden Seiten niedergeschlagen werden können. Die Loyalität des Volkes zu seinem Tribun bröckelt. Als Rienzi den Machtanspruch Roms über die Grenzen der Stadt hinaus ausweiten will, wendet sich die Kirche von ihm ab. Damit ist der Damm gebrochen, der Retter wird zum Sündenbock. Das Volk ruft zur Steinigung und Verbrennung ihres einstigen Hoffnungsträgers auf. Vor seinem Tod verflucht Rienzi Rom und droht, es mit sich in den Untergang zu reißen.
Mit RIENZI, seiner vierten Oper, war Wagner der Durchbruch gelungen. Lange ein geradezu populäres Werk, verschwand RIENZI nach dem Zweiten Weltkrieg beinahe völlig von den Spielplänen. Hitler selber hatte in der Gestalt des Titelhelden enge Bezüge zu seiner eigenen bereits gelebten, aber auch der geplanten Biografie ausgemacht und eine von ihm 1906 (oder 1907) in Linz besuchte Aufführung geradezu als Initialzündung für künftiges Wirken gedeutet. Die Nachwelt distanzierte sich von diesem Werk, da auch sie nicht umhin konnte, diese Parallelen zu erkennen, die sich allerdings weniger in biografischen Details manifestieren als in gemeinsamen sprachlichen Topoi, einem umfangreichen Macht- und Erlösungsanspruch und einem Gewaltpotential, das schnell in einen grenzenlosen Zerstörungswillen umzuschlagen droht.
Musikalische Leitung: Evan Rogister
Inszenierung: Philipp Stölzl
Co-Regie: Mara Kurotschka
Bühne: Ulrike Siegrist, Philipp Stölzl
Kostüme: Kathi Maurer, Ursula Kudrna
Video: FettFilm (Momme Hinrichs und Torge Møller)
Chöre: Jeremy Bines
Meinung der Presse zu „Rienzi, der Letzte der Tribunen“
Staatsoper Unter den Linden
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