Kritik
Ein hochherrschaftliches Haus im Märkischen. Der Sommerwohnsitz der Schwestern Heckendorf, ihres Zeichens wohlhabende Brauereibetreiberinnen. Gerade machen die drei Damen es sich dort wieder gemütlich, nachdem sie die Wintermonate wohlbehalten in der Stadtresidenz hinter sich gebracht haben. Mit ihnen kommt auch der Diener Rudolf (Matti Wien) ins Haus, seit dreißig Jahren arbeitet er bereits für die drei Schwestern. Und nach so vielen Jahren ist er der Arbeit müde. Ihn plagt seit zwei Jahren ein stetiger Husten, er fühlt sich alt und matt. Die Befehle seiner Dienstherrinnen sägen immer mehr an seinen Nerven.
Charlotte (Uta Schorn) , Cäcilie (Cornelia Lippert) und Clementine (Maria Jany) dagegen sind das blühende Leben. Die älteste Schwester, Charlotte, führt die Brauereigeschäfte und hält das Geld der Familie mit beiden Händen fest. Die Arbeit ist ihr ganzer Lebensinhalt. Die mittlere Schwester, Cäcilie, hat als einzige der drei Damen wenigstens einen kleinen Schnipsel vom Glück zu sehen bekommen, eine Verlobung war sozusagen in Greifweite, wurde aber von Charlotte vereitelt. Seither lebt sie in den Erinnerungen an ihr Beinahe-Glück. Die Jüngste im Trio, Clementine, ist zeitlebens das Nesthäkchen geblieben. Sie wird so behandelt und benimmt sich auch so. Obwohl mittlerweile ebenfalls im Alter einer alten Jungfer und längst kein Mädchen mehr, versucht sie noch immer verzweifelt, so zu wirken.
Rudolf möchte aus dem Dienst ausscheiden und sich auf eine Weltreise begeben, um seine wenigen verbleibenden Jahre noch ausgiebig zu genießen. Hierfür benötigt er allerdings einen kleinen Vorschuss auf die Erbsummen, die ihm, unabhängig voneinander, von allen drei Damen in intimen Stunden versprochen worden waren. Aber ganz egal welche der drei Schwestern er anspricht, er bekommt nur abschlägige Antworten. Enttäuscht und schließlich auch wütend reagiert er auf die Ausflüchte der Drei. Lange unterdrückter Zorn schwelt auf. Auf allen Seiten…
Beim Geld hört die Freundschaft eben auf. Und im Falle von Rudolf und seinen drei Damen kann man ja nicht mal von einer Freundschaft sprechen. Ganz im Gegenteil. Verschüttete Gefühle, verpasste Chancen und ein guter Schuss Eigensucht bestimmen die Beziehungen im Hause Heckendorf.
Die Kriminalkomödie „Fisch zu viert“ lebt ganz von seinen Dialogen. Es gibt nur einen Raum, keine großen Wechsel bei Requisiten oder Kostümen. Wichtig ist nur, was zwischen diesen vier so unterschiedlichen Menschen abläuft, was gesagt oder eben gerade nicht gesagt wird. Die überaus spitzzüngige Charlotte, die im geheimen recht verdorbene Cäcilie und Clementine, die regelmäßig zu flüssigen Tröstern greift, die Wortwechsel schneiden nur so durch die Luft. Trotzdem bleibt das Stück amüsant, beschwingt und ist weder blutig noch grausig. Genau das richtige, wenn man mit Tante, Oma, Opa und sonstigem Weihnachtsbesuch schön ausgehen möchte. Im angrenzenden Umspannwerk Ost gibt es dazu den passenden Gänsebraten. Und wenn man es moderner und fieser möchte, dann kann man den neusten Theaterstreich nach den Romanen von Sebastian Fitzek schauen: Die Therapie. Hab ich noch nicht gesehen, steht aber schon auf meinem Wunschzettel!
Nicole Haarhoff