Bewertung und Kritik zu
KNAUSGÅRD
Das Helmi & Gäste
Premiere: 22. November 2018
Ballhaus Ost, Berlin
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Zum Inhalt: Das Helmi macht Knausgårds 5000 Seiten! Alle an einem Abend mit fünf Matratzen! Karl Ove Knausgård beschreibt im Ameisengang eigentlich monumentale Familiengemälde: Vater, Mutter, Kinder, Oma, manchmal sind auch ein Onkel oder ein Bestattungsunternehmer dabei. Er dreht die Perspektiven, das Alter ändert sich, es kommt der Tod oder die Geburt.
Und durch den langen Atem, das gleichmütige Schnitzen am Werk, hat man das Gefühl als würden sehr große Figuren durch ein riesiges Haus gehen. Das Szenario gleicht einem Horrorfilmpuppentheater, hergestellt von einem kleinen, emsigen, leicht paranoiden Wolf. Die ganzen Wörter sind auf dem Dachboden eingeschlossen und dort quellen sie heraus. Denn alle sind stumm. Sprechen fällt schwer und Gedanken sind überall, die stummen Sehnsüchte und wilden Träume. Und der kleine Knausgård sammelt schon als Kind lauter herumfliegende Fetzen auf und legt sie in ein geheimes Versteck.
Draußen spielen die norwegischen Mädchen Gummitwist und Anne Lisbet trägt diesen roten Regenmantel. Ein Bild nach dem anderen entfaltet sich. Die Sprachlosigkeit nimmt an der Uni zu, ebenso werden die Begierden immer heftiger. Es kommt doch eine Frau und sogar Kinder. Der Tod bleibt immer dabei. Man spürt den Verlust der magischen Wesen, die die Seelen getröstet und beraten haben, sehr und ahnt, wie die Eishexe an Midsommar über den zugefrorenen Fjord schwebt und dabei leise singt.
Wer hätte erwartet, dass in dieser ungeheuren Masse an Worten so klare Figuren stecken und so archetypische Szenen? Lässt man die Worte weg, bleibt ein Traum zurück – geschöpft aus dem ganz leisen endlosen Sprechen. Knausgårds Traum hier in sechs Kapiteln: Für alle, die mitreden wollen und beim Lesen einschlafen. Der Abend könnte lang werden. Für Tee und Kopfkissen wird gesorgt sein.
mit Jakob Dobers, Burkart Ellinghaus, Cora Frost, Felix Loycke, Florian Loycke, Piotr Mordel, Brian Morrow, Janet Rothe, Omnia Samaha, Dasniya Sommer, Emir Tebatebai
Dramaturgie: Marcel Bugiel
Dramaturgische Mitarbeit: Josephine Witt
Licht: Fabian Eichner
Ton: Björn Stegmann
Tanztraining: Ayam Am, Ruben Nsue
Produktionsleitung: ehrliche arbeit – freies Kulturbüro