Kritik
''Giuliana Nanna, die das erste Stück performte, stak in einem schwarzen Ganzkörpertrikot (einschließlich Kopf!) und stand dann erst mal eine Weile nur so da und drückte mit den Armen und den Händen so was aus, als wäre sie ein Baum gewordnes Menschen- oder menschenähnlich aussehendes Wesen. Eine Art von Daphne in Black. Sie hatte übrigens eine kleine Glaskugel bzw. eine etwas größer geratene Murmel bei sich; wahrscheinlich ließ sie sie am Anfang fallen, oder sie kam mit ihr auf die weiße Tanzfläche gerollt... Die Tontechnik ließ sphärische und/ oder atmosphärische Musik von XVIIII Produktion Interno5 über die Boxen zu uns niederspülen; und man wusste nicht so recht, ob es im Assoziationsbereich unserer Daphne in Black oder in dem des von ihr kurzentschlossen "eingenommenen" Planeten aus dem hinlänglichen Galaxienhaufen gemeint gewesen war. Klang aber ziemlich gut-galaktisch. Dann lag da noch ein selbstleuchtender grüner Riesenstrohhalm, den Daphne in Black für sich entdeckte und mit dem sie spielte und jonglierte. Und so endete auch schon ihr Poesievollsein auf einem für sie irgendwie bemerkbar fremden Boden...
Im zweiten Stück lernen wir Angelo Petracca, der das selbst performte, als einen viel erdnaheren Mitbürger unserer aller Mutter Erde kennen - jedenfalls viel erdnaher als unsere Daphne in Black von vorher. Und so trägt er einen schwarzen Overall, betritt die Tanzfläche und komplettiert mit schwarzem Klebeband die Zeichnung eines Drudensterns; auch schickt er sich gleich an paar Töne aus 'ner Blockflöte hervorzubringen, was ihm irgendwie nicht gut gelingen will, macht nix, er lässt es halt dann bleiben... Dann befreit er sich von seinen Turnschuhen und seinen Sportsocken, die er fein säuberlich in seine Turnschuhe hineinsteckt, und macht einen Satz mitten hinein ins Zentrum von dem Drudenstern. All das - so wie bei Giuliana vorher - unter Klangzutuung sphärischer und/ oder atmosphärischer Couleur. Das Beste und zugleich Sympathischste bei Angelos Performance mit dem Jungen in dem Overall ist, wie er jenem menschlich beikommt: mit Lächeln, traurigem und leidendem Gesicht, mit Fratzenziehen, Zungerausstrecken und einem In-sich-Rumgebrabbel; schließlich steigt er aus dem Overall und holt aus einem Kästchen hinter sich ein buntes Strickmützchen mit imitierten Strickhörnern, was wiederum den Querverweis zum Drudenstern am Anfang herstellt - - ja, wir sehen und wir hören, dass der so betörend schöne Junge im und ohne Overall womöglich schizophren, auf alle Fälle aber "leicht gestört" zu sein scheint. Doch das alles tut dem Ganzen letztlich keinen Abbruch, nein, im Gegenteil: Die Menschenzeichnung sowie -darstellung wirkt sehr, sehr, sehr, sehr warm. Hat mir gefallen.'' schreibt
Andre Sokolowski am 13. Februar 2022 auf
KULTURA-EXTRA