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    Wilhelm Troll

    Bewertung und Kritik zu

    WILHELM TROLL 
    Eine Faktenaustreibung von Lasse Koch
    Regie: Jörg Pohl 
    Premiere: 23. November 2023 
    Theater Basel 

    Berliner Autor:innentheatertage (2023) 
    8. & 9. Mai 2023 (Deutsches Theater Berlin)

    Zum Inhalt: Aus den Zwischenzonen des Internets tritt der Troll auf die politische Bühne. Etwa als Staatschef aus dem Trash-TV, der mit Krokodilen gegen Flüchtlinge und mit Nuklearwaffen gegen Wirbelstürme kämpft. Er erscheint in Person des rechten Hipsters, der seinen Bart ebenso liebevoll pflegt wie seinen Hass auf Andersdenkende. Der Troll gilt als unangepasst. Er stiftet Chaos, hat es aber niemals so gemeint. Der reinen Wahrheit verpflichtet, zertrümmert er jegliche Objektivität. Gemeinsam mit anderen stahlharten weissen Männern jammert er seinen Privilegien hinterher. Der Troll scheint ewiggestrig – und ist doch topmodern. Lasse Koch und Jörg Pohl widmen sich in diesem Projekt der Figur eines rückwärtsgewandten Revolutionärs, der zum Sturm auf den demokratischen Status quo bläst.

    Mit: Jan Bluthardt, Fabian Dämmich, Flamur Blakaj, Jonathan Fink, Elena Marieke Gester

    Inszenierung – Jörg Pohl
    Autor – Lasse Koch
    Bühne und Kostüme – Lena Schön, Helen Stein
    Mitarbeit Bühne – Klara Mand
    Komposition – Evelinn Trouble
    Lichtdesign – Stefan Erny, Roland Heid
    Dramaturgie – Kris Merken

    2.5 von 5 Sterne
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    Vielschichtige Troll-Figur wird zu eindimensionalem Trump-Double
    1 Jahr her.
    Kritik

    In kabarettistisch-farcehaften kleinen Tableaus zeichnet Lasse Kochs Text nach, wie Tech-Nerds von Zuckerberg bis Musk dem verunsicherten Tropf eine Social Media-Nische zur Verfügung stellten, in der er seinen Unmut und seinen Hass in die Weiten des Internets rausbrüllen kann.

    Vergnüglich ist die erste Stunde dieses Regie-Debüts von Jörg Pohl, der am Thalia Theater Hamburg oft begeisterte und seit 2020 nicht nur Ensemble-Mitglied, sondern auch Co-Schauspieldirektor in Basel ist. Der Schluss fällt dagegen deutlich ab.

    Zu plakativ und eindimensional wird die schillernd-vielschichtige „Wilhelm Troll“-Figur der ersten Stunde zu einer reinen Donald Trump-Karikatur. Mit wörtlichen Zitaten und der Orangenhaut-Maske, hinter der Fabian Dämmich steckt, wird das Phänomen rechter Trolle zu sehr auf diese eine Person verengt, die nach seiner Abwahl im Herbst 2020 nun wieder stärker durch die Medien geistert, da er sich auf einen neuen Anlauf aufs Weiße Haus vorbereitet.

    Ein interessanter Zufall ist, dass Trump am Abend dieses sehr gut besuchten Berliner ATT-Gastspiels in New York in einem Vergewaltigungs-Prozess schuldig gesprochen wird. Dass ihn und seine rechten Troll-Anhänger stoppen wird, bleibt leider zu bezweifeln. Deshalb ist „Wilhelm Troll“ eine thematisch wichtige, aber am Ende zu plakative Uraufführung.

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    Wilhelm Troll - eine Faktenaustreibung
    1 Jahr her.
    Kritik

    ''Lasse Koch zeigt in 6 Akten die Auferstehung des rechten Hipsters als Troll in Internetforen. Dazu lässt er in Akt 2 die „Developer“ auftreten. In Steve-Jobs-Manier entern vier Computer-Nerds die Vorbühne und preisen im Chor den Sturz der Gatekeeper. Gemeint sind die Erfinder und Programmierer des Internets und der Social-Media-Portale, in denen nun jeder seine Meinung in die Kommentarspalten kippen kann. Jan Bluthardt zappt sich in seinem Zimmer durchs Netz der unbegrenzten Möglichkeiten. Fabian Dämmich performt dazu das personifizierte Überangebot des World Wide Wep wie ein zappeliger Alleinunterhalter mit Zaubertricks, Flitter und Werbeofferten. Der gecancelte Held wird im Internet wiedergeboren. Bluthardt und Dämmrich als diabolisches Duo Infernale gerieren sich in einer Art Talkshow als Verschwörungstheoretiker und Klimaleugner. Der Protagonist ist, wie es bei Jan Böhmermann immer so schön heißt, im Internet falsch abgebogen.

    Das ist bis hierher ganz lustig gemacht. Eine chaotischer Tür-auf-Tür-zu-Klamotte mit Auftritten und Abgängen auch durch die Fenster. Den Troll werden die PC-Engel (wieder Flamur Blakaj, Jonathan Fink und Elena Marieke Gester) nicht mehr los. Er ist „too big to ignore“. Irgendwann mutieren sie selbst zur Trollarmee. Da hat die Inszenierung ihren Höhepunkt erreicht, und die Zimmerwände öffnen sich. Ab hier herrscht dann nur noch eine wie der alte Elvis kostümierte Trumpfigur, zu der alle anderen beten. Fabian Dämmrich auf dem Hooverboard spricht zu seinen Anhängern wie ein Fernsehprediger von neuen Mauern gegen Flüchtlinge usw. Willkommen in der Hölle. Der Kurzschluss ist zwar nicht falsch, als Zeiger, wohin das führt. „Fake it till you make it.“ Irgendwie hat ja jeder das Potential zum Internet-Troll. So lustig wie das hier daherkommt, ist das in der Realität für viele aber nicht. Da sind dann wohl Autor und Regisseur irgendwo doch etwas zu schnell abgebogen.'' schreibt Stefan Bock am 11. Mai 2023 auf KULTURA-EXTRA

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