Regie: Stefan Bachmann Premiere: 14. Februar 2020 Münchner Premiere: 22. Oktober 2021 Theater Basel (Koproduktion mit Residenztheater München)
Eingeladen zum 58. Berliner Theatertreffen (2021)
Zum Inhalt: Durch den immer gleichen Arbeitsalltag von sich und dem Leben entfremdet, greift der Kassierer einer Bank zur Axt und mordet. Diese Tat ohne klar ersichtlichen Beweggrund erschüttert Staatsanwalt Martin, der mit dem Fall betraut ist, nachhaltig. Im Mörder und dessen Tat sieht er sein eigenes Gefangensein in einer von Pflicht, Gesetz und Ordnung dominierten bürgerlichen Existenz gespiegelt. Schlagartig nimmt den Staatsanwalt eine Urangst gefangen und treibt ihn zur Flucht in die mythische Welt eines mysteriösen Alter Ego: in die Welt des Grafen Öderland. Als Graf Öderland beginnt Martin mit der Axt in der Hand einen blutigen Feldzug gegen den gesellschaftspolitischen Status quo. Innerhalb kürzester Zeit wird er zum Befreiungshelden, hinter dem sich Benachteiligte und Unzufriedene zu einer großen Anhängerschaft formieren. Tief unten in der Kanalisation wird die Revolte gegen die herrschende Macht und deren System geplant. Schließlich stürzt er – ohne Rücksicht auf Verluste in den eigenen Reihen – sogar die Regierung.
Mit: Linda Blümchen, Klaus Brömmelmeier, Steffen Höld, Barbara Horvath, Mario Fuchs, Julius Schröder, Thiemo Strutzenberger, Moritz von Treuenfels, Simon Zagermann, Musik-Ensemble: Thomas Byka, Michael Goldschmidt, Sven Kaiser, Sylvia Oelkrug
Inszenierung: Stefan Bachmann Bühne: Olaf Altmann Kostüme: Esther Geremus Musik: Sven Kaiser Körperarbeit: Sabina Perry Licht: Roland Edrich Dramaturgie: Barbara Sommer
''Was das Stück an Interessantheit, vielleicht auch bloß an Durchschaubarkeit und Eindeutigkeit vermissen lässt, kompensiert der Regisseur Stefan Bachmann durch Visuelles. Das ist erfrischend in einer Theaterlandschaft, in der gelegentlich in Vergessenheit zu geraten scheint, dass Theater eine Kunst (zumindest auch) fürs Auge ist. Olaf Altmann hat einen riesigen auf einer Kante ruhenden Trichter entworfen, der die ganze Bühne füllt und an den Aufbau eines alten Grammophons erinnert. Die Figuren blicken durch das Loch in der Mitte hinten und treten durch dieses auf. Man kann an Hitchcocks Vertigo denken. Dann trippeln oder rutschen sie die steile Innenwand des Trichters herab. Die ausgeklügelte Lichtregie von Roland Edrich verändert den ansonsten gleichbleibenden Raum.
Besonderes Lob gebührt der eklektischen Musik von Sven Kaiser, die er zusammen mit drei Musikern im Halbdunkel der offenen Bühne beisteuert. Elemente des Barock mischen sich mit perkussiven Passagen und Anklängen an Western-Filmmusik.'' schreibt Thomas Rothschild am 23. Oktober 2021 auf KULTURA-EXTRA