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MÖWE.​LIVE

Bewertung und Kritik zu

MÖWE.​LIVE 
nach Anton Tschechow
Regie: Cosmea Spelleken 
Online-Premiere: 11. Dezember 2021 
Staatstheater Nürnberg 

Zum Inhalt: Ein Sommer voller unbeschwerter Tage am See: alle Wege stehen offen und man träumt sich eine Zukunft. Der junge Kostja, Nina, Mascha und Kostjas Mutter Arkadina mit ihrem neuen Liebhaber Trigorin haben den Sommer gemeinsam im Ferienhaus in Frankreich verbracht. Die Erlebnisse von damals sind nunmehr Erinnerungen. Festgehalten nur in Aufnahmen aus Trigorins Video Tagebuch und zahlreichen Fotos. Verbunden über soziale Medien verfolgen die Figuren, was aus den anderen geworden ist. Glänzende, glückliche Lebenswege zeigen die Bilder, doch sie trügen. Denn alle Beteiligten müssen festellen, dass ihre Erwartungen ans Leben nicht unbedingt mit der Realität vereinbar sind.

Nach dem Überraschungserfolg von „werther.live“ nimmt sich das junge Theaterkollektiv punktlive nun in Kooperation mit dem Staatstheater Nürnberg, dem Festival PERSPECTIVES und TOOLS - digitales Theaterlabor und Festival Anton Tschechows Klassiker „Die Möwe“ vor. Das 1895 geschriebene Drama dient als Arbeitsgrundlage und thematischer Leitfaden für die Figuren in „möwe.live“. Die Kernthemen sind Einsamkeit, Sehnsucht und das Scheitern daran, sich den andern ehrlich mitzuteilen. Cosmea Spelleken konzipiert und inszeniert dabei explizit für den digitalen Raum und überschreitet bewusst Trennlinien zwischen verschiedenen Kunstformen. Jeden Abend neu und live performt werden die Grenzen zwischen Film und Theater, öffentlich und privat neu ausgelotet.

Konzept, Regie: Cosmea Spelleken
Technische Konzeption: Leonard Wölfl
Dramaturgie Liveschnitt: Lotta Schweikert
Produktionsleitung: Sofie Anton
Musik: Jonas Rausch

Kooperation mit punktlive, Festival PERSPECTIVES und TOOLS

3.0 von 5 Sterne
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Tschechow-Klassiker trifft auf Social Media
3 Jahre her.
Kritik
Das virtuose Spiel mit Social Media ist das Markenzeichen von punkt.live, einer Gruppe junger Theatermacher*innen um Cosmea Spelleken, die mit „werther.live“ den Hit des vergangenen Lockdowns landeten. Ihre Frischzellenkur für den Goethe-Klassiker hätte eine Einladung zum Theatertreffen verdient gehabt.   Ein Jahr später nehmen sie sich in Kooperation mit dem Staatstheater Nürnberg einen weiteren Suizid-Klassiker vor: Anton Tschechows „Möwe“ wird in die Welt von Instagram-Storys, Zoom-Übungen für das Vorsprechen und Whatsapp-Sprachnachrichten übersetzt. Der Kern bleibt aber gleich: sowohl in der punkt.live-Version als auch im russischen Klassiker-Original erleben wir eine neurotisch-selbstgefällige Künstlerblase, die um sich selbst kreist. Das wird zum zentralen Problem der knapp zweistündigen Live-Stream-Show, die heute Abend auf der Plattform nachtkritik.plus Premiere feierte: Die Figuren machen keine Entwicklung durch, reden in langen Monologen aufeinander ein und aneinander vorbei. Durch die fancy Tools der digital natives wird das Stück zwar etwas aufgelockert, aber die hübsch arrangierten Nachrichten und Links können nicht wettmachen, dass sich die Figuren im Kreis und um sich selbst drehen. Eine Stärke der Werther-Inszenierung war es, dass es zwischen den Insta-Kurznachrichten und Sprachanrufen auch immer wieder gelungene Miniaturen gab, in denen sich die Spieler*innen im Video-Chat intensiv begegneten. Bei Tschechows „Möwe“ fehlt dies fast zwangsläufig: die innere Leere des Kunstblasen-Personals, das sich hier in Liebeswirren und Lebenslügen verstrickt, ertrinkt zu oft in Selbstgesprächen und Lamento. Interessant war, wie sich zwei Spieler*innen aus dem Staatstheater-Ensemble in das punkt.live-Ensemble integrierten: Ulrike Arnold als Arkadina und Janning Kahnert als Trigorin spielen die beiden Etablierten, auf die sich die Sehnsüchte der Jüngeren projizieren, die sich innerhalb der Blase jedoch noch mal abschotten und ungerührt zusehen, wie die Träume der anderen zerschellen. Weiterlesen
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