KÖNIG UBU # AM KÖNIGSWEG von Alfred Jarry / Elfriede Jelinek
Regie: Philipp Preuss Premiere: 18. November 2017 Theater an der Ruhr, Mülheim
Zum Inhalt: "Ich versuche, wenns nicht anders geht, mich an die Wahrheit zu halten, doch wie soll man sich an etwas halten, das ständig schwankt? Wie soll man sich da an was halten, das man nicht findet, weil man es gar nicht kennt, wie soll man wissen, wo die Wahrheit ist, wenn man sie noch nie gesehen hat? Wie soll man sie erkennen? Soll ich sie etwa suchen? Ich habe wirklich Besseres zu tun! Alles ist wahr, was gesagt wird, das heißt, alles ist wahr, und alles ist falsch, was brauchen wir noch Seher?"
Mit Simone Thoma, Klaus Herzog, Fabio Menéndez, Thomas Schweiberer, Rupert Seidel
Regie: Philipp Preuss Bühne/Kostüme: Ramallah Aubrecht Dramaturgie: Helmut Schäfer Video: Konny Keller Lichtgestaltung: Jochen Jahncke
Die Herangehensweise von Falk Richter bei der "Am Königsweg"-Uraufführung in Hamburg und von Philipp Preuß bei seinem Verschnitt mit "König Ubu" drei Wochen später in Mülheim unterscheidet sich deutlich: in der Hamburger Uraufführung war ein hochtouriger Spaß zu erleben, der sich auf die popkulturellen Referenzen stürzte und dem Schnellfeuer-Staccato ihrer Kalauer folgte. Demgegenüber schaltet die Mülheimer Version einige Gänge zurück. Der Text wird wesentlich langsamer, manchmal regelrecht feierlich vorgetragen. Der Soundtrack besteht passend dazu aus Barockmusik von Georg Friedrich Händel und Evergreens von Frank Sinatra. Als Seherin Kassandra/Präsidentengattin Melania-Figur schreitet Simone Thoma zwischen den vier männlichen Kollegen und all dem Gold-Lametta auf der Bühne von Ramallah Aubrecht hin und her.
Die nötige Würze erhält der Jelinek-Text hier durch kurze Einsprengsel aus dem mehr als ein Jahrhundert älteren Jarry-Text, der Mutter aller Grotesken über Populisten und Despoten. Erstaunlich gut fügen sich die Jarry-Szenen in den Jelinek-Text.
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