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Ghetto

Bewertung und Kritik zu

GHETTO 
von Joshua Sobol
Regie: Malte C. Lachmann 
Online-Premiere: 30. April 2021 
Theater Lübeck

Zum Inhalt: Der Puppenspieler Srulik erinnert sich an die letzte Vorstellung des Ghetto-Theaters. Eng verwoben mit wahren Begebenheiten führt Sruliks Geschichte zurück ins Jahr 1942. In der litauischen Hauptstadt Vilnius, zur Jahrhundertwende das Zentrum der jüdischen Kultur und »Jerusalem des Nordens« genannt, wurde die jüdische Bevölkerung von den deutschen Nationalsozialisten in das Ghetto getrieben. Jakob Gens, der Chef der jüdischen Ghettopolizei, hat sich mit dem SS-Führer Hans Kittel arrangiert und versucht pragmatisch die Zahl der Opfer gering zu halten. Das Ghetto-Theater gründete er, um Juden ohne Arbeitsgenehmigung vor der Erschießung zu retten, auch um ihre Selbstachtung und den Lebenswillen zu stärken. Doch heiligt der Zweck die Mittel? Gens stößt auf Protest, der Bibliothekar und Aktivist Herman Kruk vom Sozialistischen Bund lässt plakatieren: »Auf dem Friedhof spielt man kein Theater!« Joshua Sobol schrieb sein Stück auf Grundlage von Kruks Chronik des Ghettos.

Im Zwiegespräch mit seiner vorlauten Puppe setzt sich Srulik für die berühmte Sängerin Chaja ein, die wie viele der Künstler:innen im Ghetto um ihr Leben spielt. In Szenen und jüdischen Liedern, die im Ghetto von Vilnius geschrieben wurden, begegnen wir Chaja, Srulik und den anderen Charakteren, die mit dem mörderischen Wahnsinn der Nazis umgehen müssen. Sie sind der zynischen Tyrannei des SS-Offiziers Kittel ausgeliefert, der jüdischen Humor, Jazz und Gershwin liebt – und ein gnadenloser Mörder ist.

Inszenierung: Malte C. Lachmann
Bühne: Ramona Rauchbach
Kostüme: Tanja Liebermann, Medea Karnowski
Musikalische Leitung/Arrangements: Willy Daum
Puppenbau/Beratung: Judith Mähler
Jiddisch-Betreuung: Martin Quetsche
Dramaturgie: Anja Sackarendt
Stream Bildregie/Schnitt: Thomas Lippick

TRAILER

2.0 von 5 Sterne
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Klassisches Stadttheater-Drama
3 Jahre her.
Kritik
Anders als bei vielen anderen Produktionen, die in den vergangenen Wochen zu sehen waren, versuchen Lachmann und sein Team nicht, das Stück in einen Theaterfilm-Hybrid zu übersetzen, sondern erzählen die Geschichte aus dem Ghetto von Vilnius als klassisches Stadttheater, das mit der Kamera abgefilmt wird. Bauchredner Srulik ist eine der Hauptfiguren dieses Dramas. Mit seiner Handpuppe Lina und ihren frechen Kommentaren sorgt Will Workman für die komisch-heiteren Momente in diesem Kriegsdrama. „Ghetto“ ist ein klassisches Ensemble-Stück, das vor allem für zwei Rollen viel Schauspielerfutter liefert:  den sadistischen SS-Offizier Kittel, den Andreas Hutzel mit aasigem Grinsen spielt, und die von ihm verehrte Sängerin Chaja, gespielt von Kathrin Harnak, die den 100minütigen Abend mit jiddischen Liedern auflockert. Sie bilden den Rahmen für den Konflikt zwischen Gens (Henning Sembritzki), der sich als Leiter des Ghettos mit den Nazis arrangiert, und Kruk (Heiner Kock), der als Aktivist des Sozialistischen Bunds auf Widerstand setzt. Weiterlesen
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