Zum Inhalt: Ödön von Horváth. Zeit seines Lebens fasziniert von spukhaften Phänomenen und Heimsuchungen, skurrilen Krankheitsbildern und seltsamen Unglücksfällen. Geboren 1901 in Fiume (heute Rijeka), gestorben 1938 in Paris. Erschlagen vom herabfallenden Ast einer Kastanie, in die der Blitz einschlug. Die Ironie: Tage zuvor hatte ihm eine Wahrsagerin »das größte Abenteuer« seines Lebens prophezeit. Horváths Tod hat etwas von einer streng artistischen Konsequenz. Er fügt sich ganz organisch in sein Werk ein, »das oft mit einem übermütigen Satz über den Zaun des Jenseits springt«.
Mit: Florian Anderer, Jule Böwe, Werner Eng, Ingo Günther, Bastian Reiber, Ruth Rosenfeld, Carol Schuler, Alina Stiegler, Axel Wandtke
Regie und Bühne: Herbert Fritsch Kostüme: Victoria Behr Musik: Ingo Günther Dramaturgie: Bettina Ehrlich Licht: Torsten König
''Dabei ist die Geschichte, die erzählt wird, gar nicht traurig. Es wird nämlich gar keine Geschichte erzählt. Geboten wird eine Ansammlung oft skurriler, überwiegend düsterer Slapstick-Nummern und Momente voller Wortakrobatik. Neben Fragen wie "Was ist eigentlich ein Vampir?" fallen Kernsätze. Etwa der: "Eigentlich bin ich ganz anders, ich komme nur so selten dazu." Oder: "Denken tut weh!" schreibt Peter Claus auf kulturradio.de
Herbert Fritschs Einstand an der Schaubühne überzeugt nicht
7 Jahre her.
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Kritik
[color=#393939] Der typische Horváth-Ton mit seinen Abstiegsängsten und seinen zaghaft vorgetragenen Sehnsüchten durchzieht die knapp zweistündige Inszenierung. Langsam hebt auch der Zeppelin vom Boden ab, bis das Ensemble schließlich einige Meter über der Bühne schwebt und sanft hin und her pendelt.
[color=#393939] Stoisch lassen sich die Schauspieler minutenlang schaukeln, während im Publikum die Unruhe wächst: zaghaftes Klatschen setzt immer wieder neu an, schwillt zu Getrampel und genervten „Danke“-Zwischenrufen. Dieses Spiel mit den Publikumserwartungen ist alles andere aus taufrisch und eine müde Pointe eines insgesamt zu faden Abends. Bezeichnenderweise gab es am meisten Lacher kurz vor Schluss, als ein Spieler achselzuckend in Richtung des Publikums sagte: „Irgendwann werden Sie das Alles verstehen.“ Weiterlesen
[left]Woran denken Sie beim Wort Zeppelin? – Demnächst werden Sie dabei an Ödön von Horváth denken. Vorausgesetzt, Sie kennen Horváths Texte. Wenn nicht, werden Sie an menschliche Puppen denken, die an einem Zeppelin aus Stahlrohren ein Luftballett im Blauen zu der sphärischen Musik ihres Gefährts aufführen und dabei schimmernde Sätze aneinander fädeln.[/left]
[left]Diese Sätze stammen von Horváth. Herbert Fritsch hat sie für seine erste Inszenierung an der Berliner [i]Schaubühne[/i] sorgfältig auswählt. Er erzählt mit diesen Sätzen keine Geschichte, sondern deutet hunderte an – und entwirft so eine Anatomie menschlicher Abnormitäten, die sein Ensemble komödiantisch, mimisch und mit vollem Einsatz verkörpert. Weiterlesen →[/left]
„Man hat halt oft so eine Sehnsucht in sich - aber dann kehrt man zurück mit gebrochenen Flügeln und das Leben geht weiter, als wär man nie dabei gewesen.“ heißt es in Kasimir und Karoline. So hängen sie dann alle auch am Ende in den Stangen und starren minutenlang ins Publikum. Der Versuch düsteren Quatsch zu machen, ist Herbert Fritsch an neuer Wirkungsstätte leider leicht missglückt. Ein netter Spaß zwar, aber auch etwas zu minimalistisch geraten, fast wie eine Studioproduktion. Was wäre das in der großen Volksbühne gewesen? Man kann es nur ahnen. Der sonst so leichte Fritsch-Witz samt walfischartigem Zeppelin, auch wenn er hin und wieder etwas über dem Boden schwebt, will einfach nicht abheben.'' schreibt Stefan Bock am 20. September 2017 auf KULTURA-EXTRA