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Schaubühne am Lehniner Platz
www.schaubuehne.de
Kurfürstendamm 153 - 10709 Berlin
Telefon: 030 890023
SPIELPLAN & KARTEN

Hannah Zabrisky tritt nicht auf

von Falk Richter

Schaubühne am Lehniner Platz, Saal A

Premiere: 22. November 2025

Zum Stück: Hannah Zabrisky will nicht auftreten. Sie will das Stück, das sie seit Wochen probt, nicht mehr spielen. Sie will sich nicht mit ihrer Einsamkeit, ihrem körperlichen Zerfall, ihrer Angst vor dem Älterwerden auseinandersetzen: Sie ist eine Frau ohne Familie, ohne enge Freund_innen. Sie blickt zurück auf eine große Karriere, aber sie weiß nicht, ob die kommenden Jahre irgendetwas bereithalten, für das es sich lohnt, morgens aufzustehen. Vor den Türen des Theaters tobt ein Clusterfuck an miteinander verwobenen Problemen: immer schneller eskalierende Kriege und politische Konflikte, abschmelzende Demokratien, Disruption. Hannah will ein neues Skript, eine andere Konfrontation mit sich und der Welt. Es gab mal eine Intensität in ihrem Leben, einen Glauben daran, dass die eigene Kunst etwas verändern könnte. Da war mal eine rebellische Teenagerin in ihrem Körper, die verstummt ist über die Jahre, und die sich langsam wieder zu Wort meldet: Was willst du mit Dir, deiner Kunst und deinem Leben? Auf welcher Seite der Geschichte willst du stehen? 

Irgendwo zwischen Flucht in den Exzess, Traum, Realität und den Filmskripten der Lieblingsregisseure ihrer Jugend rast Hannah durch ihre inneren Widerstände, improvisiert an gegen die Skripte der Gegenwart. Sie bringt die anderen Schauspielerinnen und Schauspieler ihres Ensembles, den Regisseur, die Autorin an ihre Grenzen und darüber hinaus. Als sie sich weigert, einfach so weiter zu machen, löst das bei den anderen Ensemblemitgliedern eine Verkettung aus Verwirrungen, ungeplanten Entgleisungen, Konflikten, Krisen, aber auch ungeahnten Allianzen und neuen Verbindungen aus.

Schon bald verschieben sich die Ebenen von Schauspieler_innen und Rollen, von Realität und Fiktion. Die Konflikte und Fragen des Stückes, das geprobt werden soll, verschränken sich mit den realen Herausforderungen und Problemen, die den Regisseur, die Autorin, die Schauspielerinnen und Schauspieler umtreiben – bis die Grenzen zwischen Kunst und Leben restlos verschwimmen.

Regie: Falk Richter, Bühne: Nina Wetzel, Kostüme:  Andy Besuch, Musik: Daniel Freitag, Video: Chris Kondek, Dramaturgie: Nils Haarmann, Licht: Erich Schneider

Mit: Damir Avdić, Jule Böwe, Ruth Rosenfeld, Renato Schuch, Kay Bartholomäus Schulze, Alina Vimbai Strähler, Pia Amofa-Antwi

1 Kritik

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Kulturbetriebs-Selbstbespiegelungs-Farce mit wenigen Lichtblicken
4 Tage her.
Kritik

Falk Richter hat sich offensichtlich vorgenommen, eine Lücke zu füllen, die René Polleschs früher Tod hinterlassen hat: Boulevard für diskursgestählte Akademiker oder wie  Martina Kaden in der B.Z. schrieb „Nackter Wahnsinn für Intellektuelle“.

Die Meta-Farce „Hannah Zabrisky tritt nicht auf“ kommt jedoch nicht über fade Klischees und eine Selbstbespiegelung hinaus, die nur für den Kulturbetrieb interessant ist. Die meisten Figuren sind reine Abziehbilder, besonders schlimm trifft es eine so talentierte junge Spielerin wie Alina Vimbai Strähler, die als Autorin Tamara eine überspannte Karikatur spielen muss. Der Text, den sie und ihre Kolleg*innen zu sprechen haben, ist mit „zusammengerührter Filterblasenquark“ (Uli Seidler in der Berliner Zeitung) noch freundlich, aber leider treffend beschrieben.

Am ehesten können zwei Spielerinnen ihren Figuren noch etwas Würde retten: zum einen Jule Böwe in der Titelrolle, als alternde Schauspielerin, die sichtlich von Gena Rowlands im New Hollywood-Drama „Opening Night“ (1977) inspiriert ist. Sie trauert nicht nur dem Verlust ihrer Jugend hinterher, der mit weniger attraktiven Rollen einher geht, sondern verliert generell die Orientierung und den Boden unter den Füßen in einer Polykrisen-Welt jenseits des Theater-Probenraums. Jule Böwe spielt zum Glück an diesem Abend weniger die fiktive Hannah Zabrisky aus einem papiern-belanglosen Stück, sondern eine Jule Böwe-Figur wie in vielen anderen Abenden aus ihren vergangenen 25 Jahren an der Schaubühne: widerständig, trotzig, mit rau-kratziger Stimme, tragikomisch und mit einer zumindest angedeuteten Fallhöhe, die dem Rest des Abends fehlt. Die andere ist Ruth Rosenfeld, die ihrer Nebenfigur, der Partnerin des Regisseurs (Renato Schuch), viel Autofiktionales aus ihrer eigenen Biografie mitgibt. Aufgewachsen in New York und Tel Aviv spielt sie auf die Proteste gegen Trump, den Gaza-Krieg und Netanyahu an. Leider versanden diese Gedanken und Monologe, Falk Richter gelang es nicht, diese Ebene schlüssig in seine Farce über depressiv-frustrierte Künstler*innen hineinzumontieren.

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