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    Schaubühne am Lehniner Platz
    www.schaubuehne.de
    Kurfürstendamm 153 - 10709 Berlin
    Telefon: 030 890023
    SPIELPLAN & KARTEN

    Ödipus der Tyrann

    Bewertung und Kritik zu

    ÖDIPUS DER TYRANN
    nach Sophokles/Friedrich Hölderlin
    Regie: Romeo Castellucci 
    Premiere: 6. März 2015 
    Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin

    Ein Nonnenkloster, in dem die Zeit zu stehen scheint. Eine Gemeinschaft von Karmeliterinnen verrichtet die Stundengebete, Gesänge und Alltagshandlungen. In diesen streng ritualisierten Kosmos, aus dem alles Abgründige und Sexuelle verbannt ist, nistet sich ein dramatisches Geschehen ein, und mit ihm Krankheit, Affekte, Mord und Inzest: Sophokles’ Ödipus-Tragödie, die bald als »Tyrann« den Schauplatz unter Kontrolle bringt wie ein Parasit seinen Wirt. 

    Mit: Bernardo Arias Porras, Iris Becher, Jule Böwe, Rosabel Huguet, Ursina Lardi, Angela Winkler

    Chor: Malene Ahlert, Amelie Baier, Ursula Cezanne, Sophia Fabian, Eléna Fichtner, Margot Fricke, Eva Günther, Rachel Hamm, Andrea Hartmann, Annette Höpfner, Nadine Karbacher, Sara Keller, Pia Koch, Feline Lang, Marion Neumann, Monika Reineck, Vanessa Richter, Helga Rosenberg, Ria Schindler, Janine Schneider, Regina Törn, Christina Wintz
    Solistinnen: Sirje Aleksandra Viise / Eva Zwedberg

    Bühne und Kostüme: Romeo Castellucci
    Künstlerische Mitarbeit: Silvia Costa
    Mitarbeit Bühne: Mechthild Feuerstein
    Musik: Scott Gibbons
    Video: Jake Witlen
    Dramaturgie: Piersandra Di Matteo, Florian Borchmeyer
    Licht: Erich Schneider
    Korrepetition: Timo Kreuser
    Skulpturen auf der Bühne: Giovanna Amoroso, Istvan Zimmermann – Plastikart Studio

    Dauer: ca. 105 Minuten

    4.0 von 5 Sterne
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    Heilige Handlung
    9 years ago
    Kritik

    Das Drama gehört zum Grundbestand abendländischer Theaterliteratur, um 450 vor Christus vom Griechen Sophokles verfasst, 1804 vom evangelischen Hauslehrer und Dichter Friedrich Hölderlin in die deutsche Sprache übertragen. Der Italiener Romeo Castelluci hat sich nunmehr des überlieferten Vorwands angenommen und an der Berliner Schaubühne seine dritte Inszenierung auf Hölderlin-Basis präsentiert. 

    Castelluci stellt die altgriechische Tragödie von Ödipus, dem fluchbeladenen König von Theben , der nach dem Urteilsspruch der Götter unwissentlich seinen Vater ermordet und seine Mutter zur Frau nimmt, in einen mittelalterlich fundierten Rahmen christlicher Tradition, der vom klösterlichen Leben geprägt ist. Der straff disziplinierte und ritualisierte Alltag aus "ora et labora" bestimmt hier die Atmosphäre. Ein permanentes Halbdunkel beherrscht die Bühne. Aus dem anonymisierten Ensemble ragt vor allem Angela Winkler als Oberin hervor, die auch die psalmodierenden liturgischen Gesänge in reinstem Latein stilgerecht vorträgt. Ausserdem findet sie beim Aufräumen im klösterlichen Raum ein Buch, das zuvor als Niveauausgleich unter einem Bettpfosten gedient hatte.

    Es handelt sich um ein Exemplar des "Ödipus"-Dramas in deutscher Sprache. Sie beginnt darin zu lesen, und nun weitet sich der Bühnenrahmen zum weiss getünchten, hell erleuchteten Raum mit dem Charakter eines archaischen Tempels. Fortan spielen die Nonnen, nunmehr ganz in Weiss gewandet, griechische Tragödie, und nach Castellucis Konzept bleibt die gesamte Riege der Darsteller fest in weiblicher Hand. Die am Regisseur  besonders gerühmte Liebe zur Hölderlinschen Sprache kommt allerdings nur näherungsweise zum Ausdruck. Lediglich Ursina Lardi in der Titelrolle ist klar zu verstehen. Die anderen bleiben ungeachtet aller Bemühungen eine klare, weit tragende Artikulation zumeist schuldig, weshalb das erhoffte Erstrahlen Hölderlinscher Diktion großenteils nicht stattfindet. Das gilt sowohl für Jule Böwe als Kreon, Iris Becher als Iokaste und Rosabel Huguet in der Rolle des guten Hirten. Einziger Mann in diesem von Nonnen dominierten Ensemble ist der blinde Seher Teiresias, dem Bernardo Arias Porras Stimme und hagere Figur leiht. Er tritt in einem Habitus auf, der an Jesus erinnert, hat einen kreuzförmig verzierten Wanderstab und trägt ein lebendiges Lamm auf dem Arm, dessen klägliche Laute das Publikum amüsieren. Der blinde Prophet ruft, mit martialischer Akustik untermalt, die verhängnisvolle Prophezeiung der Götter in Erinnerung.

    Als Ödipus die Wahrheit seiner schicksalhaften Verstrickung erkennt, nimmt er sich das Augenlicht, und seine Mutter Iokaste erhängt sich. Beide Grausamkeiten bleiben bei Castelluci dem Publikum erspart. Aus der Blendung des Ödipus wird ein sehr ausführliches Video, in dem Castelluci selbst einen Mann spielt, der eine Verletzung der Augen durch Pfefferspray erleidet. 

    Der Inszenierung ist zu konzedieren, dass sie nicht zuletzt durch Bühnenbild und Kostüme sowie die choreographierte Führung der Darsteller streckenweise eine gewisse Faszination gewinnt. Gleichwohl stört die unzulängliche Klarheit der sprachlichen Realisierung, wodurch sich ein zwingender Fortgang der Handlung, die allmähliche Schürzung eines dramatischen Knotens, nicht ergibt. Zuletzt schliesst der Regisseur seine Präsentation mit einer Pointe ab, die nicht nur den meisten Kritikern Rätsel aufgegeben hat. Vor dem majestätisch weissen Hintergrund der Tempel-Rückwand türmen sich drei wabbelige bräunliche Haufen, die sich sachte bewegen. Dazu ertönen aus dem Off knarzende Laute, die kaum anders denn als flatulierende Winde zu deuten sind. Was uns der Regisseur damit sagen will, ob er etwa den Langmut und die Gutgläubigkeit der Zuschauer karikierend kommentieren möchte, bleibt ungeklärt. Die Zuschauer spenden jedenfalls achtungsvollen Beifall, in den sich einzelne Buhrufe mischen.  

    http://roedigeronline.de

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