Bewertung und Kritik zu
WER HAT MEINEN VATER UMGEBRACHT (Qui a tué mon père)
von Édouard Louis
Regie: Thomas Ostermeier
Premiere: 9. September 2020 (Théâtre de la Ville, Paris)
Deutschland-Premiere: 7. Oktober 2021 (FIND)
Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin
TICKETS KAUFEN
Zum Inhalt: »Meine ganze Kindheit über hoffte ich, Du würdest verschwinden.« – Der Abscheu vor seinem gewalttätigen, trunksüchtigen, rechtsradikalen Vater, dessen homophobe Wutausbrüche ihn als schwulen Heranwachsenden in der französischen Provinz fürs Leben traumatisierten, sitzt bei Édouard Louis tief. Doch wenn der französische Autor in seinem jüngsten Text seinem heute schwerkranken Vater gegenübertritt, hat sich die Wut zu Mitgefühl gewandelt: Der scheinbare Täter ist zum Opfer geworden. Sein Hang zur Gewalt erscheint nunmehr als Konsequenz einer kontinuierlich erlittenen Demütigung und sozialen Gewalt. Ausgehend vom zerstörten Körper seines Vaters unternimmt Louis den Versuch einer widerständigen Neuschreibung der jüngsten politischen und gesellschaftlichen Geschichte Frankreichs. Es ist die Chronik eines sukzessiven Mordes, einer vorsätzlichen Verstümmelung durch neoliberale »Reformen«, ihrer Brutalität gegenüber all den Arbeitenden, die deren Folgen am eigenen Leib erleben müssen – und zugleich eine intime Liebeserklärung an einen Menschen, der es einem fast unmöglich macht, ihn zu lieben.
Mit: Édouard Louis
Regie: Thomas Ostermeier
Video: Sébastien Dupouey, Marie Sanchez
Bühne: Nina Wetzel
Kostüme: Caroline Tavernier
Musik: Sylvain Jacques
Dramaturgie: Florian Borchmeyer
Produktion/Dramaturgie: Elisa Leroy
Licht: Erich Schneider