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Schaubühne am Lehniner Platz
www.schaubuehne.de
Kurfürstendamm 153 - 10709 Berlin
Telefon: 030 890023
SPIELPLAN & KARTEN

Champignol wider Willen

Bewertung und Kritik zu

CHAMPIGNOL WIDER WILLEN
von Georges Feydeau
Regie: Herbert Fritsch 
Premiere: 24. Oktober 2018 
Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin 

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Zum Inhalt: St. Florimond und Angèle, die Gattin des berühmten Malers Champignol, haben eine Affäre – oder vielmehr hätten beinahe eine solche gehabt. Doch Angèle ist der Spielereien mit St. Florimond überdrüssig. Sie will ihn loswerden und das gelänge auch, würde nicht überraschender Verwandtenbesuch St. Florimond zwingen, die Rolle des Ehemannes zu spielen. Auch als Gendarmen auftauchen, um den Maler zu einer Reservistenübung einzuziehen, gibt St. Florimond die Maskerade nicht auf, um den Seitensprung, der nie stattfand, nicht auffliegen zu lassen. Er tritt den Dienst an der Stelle Champignols an. Als kurz darauf der echte Champignol in derselben Kaserne auftaucht, ist die Verwirrung komplett ...
Georges Feydeau, einer der erfolgreichsten Autoren des Vaudevilles und Meister der Tür-auf-Tür-zu-Verwechslungskomödie, hat mit »Champignol wider Willen«, 1892 in Paris uraufgeführt, eine federleichte, rasant schnelle Gesellschaftsfarce entworfen. In einem fein konstruierten Gebilde aus Lügen und Missverständnissen geraten die Figuren von einer fürchterlichen Verlegenheit in die andere, schraubt sich die Geschichte ins immer Absurdere empor. Eine Komödie wie gemacht für Herbert Fritsch, der nach »Zeppelin« und »NULL« nun zum dritten Mal an der Schaubühne inszeniert. 

Mit: Florian Anderer, Bernardo Arias Porras, Damir Avdic, Iris Becher, Robert Beyer, Werner Eng, Ursina Lardi, Bastian Reiber, Carol Schuler, Stefan Staudinger, Axel Wandtke
Und mit: Studierenden der Universität der Künste Berlin
Musiker: Ingo Günther, Taiko Saito, Fabrizio TentoniRegie und Bühne: Herbert Fritsch

Regie und Bühne: Herbert Fritsch
Kostüme: Victoria Behr
Musik: Ingo Günther
Dramaturgie: Bettina Ehrlich
Licht: Erich Schneider

TRAILER

 
Meinung der Presse zu „Champignol wider Willen“

Schaubühne am Lehniner Platz


FAZ
★★★☆☆

rbb
★★★☆☆

nachtkritik
★★★☆☆

Die Welt
★☆☆☆☆


Der Tagesspiegel
★★☆☆☆

Zitty
★★★☆☆

tip
★★☆☆☆

3.1 von 5 Sterne
  • 5 Stern(e)
    1
  • 4 Stern(e)
    3
  • 3 Stern(e)
    6
  • 2 Stern(e)
    2
  • 1 Stern(e)
    1
Bezaubernde Momente
6 Jahre her.
Kritik
''Ursina Lardi spielt mit wildesten Grimassen, irrem Sprechtempo und hoch gepushten Brüsten unterm knappen Negligé die abgebrühte Ehefrau, der jedes Mittel Recht ist, um den Schein zu wahren und zugleich das größtmögliche Vergnügen abzusahnen. Schauspielstudierende geben die Soldaten derweil als grenzdebile Knallchargen. Mit so trainierten Fritsch-Clowns wie Florian Anderer vollführt dieses insgesamt knapp 20-köpfige artistische Horrorkabinett hoch virtuose Choreografien. Doch während sich im Text die Figuren erst nach und nach in ihrer Scheinheiligkeit entlarven, trifft man bei Fritsch auf grell geschminkte Tanzpuppen mit explodierten Frisuren, die er aus seiner Spielzeugkiste heraus aufeinander loslässt. Das hat, bei aller Virtuosität, auch etwas Monströses. Wer den Humor der "(S)panischen Fliege" mochte, kann sich hier köstlich amüsieren. Stärker jedoch sind Fritschs Arbeiten, wenn er ganz Dadaist ist, wenn er im Nonsens, im Körpertheater eine eigene poetische Sprache findet. Hier steht ihm die Sprache eher im Weg. Doch neben aller grober Überzeichnung gibt es ganz bezaubernde Momente. Nach der Pause etwa bricht ein Kronleuchter aus der Decke, ein Teppich rollt aus und die Musikerin Taiko Saido kommt als Geisha gekleidet auf die Bühne und spielt ein wunderbares Solo am Vibrafon. Für diese perfekt arrangierten Überraschungsmomente muss man das Theaterkind Fritsch einfach mögen.'' schreibt Barbara Behrendt auf kulturradio.de
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0 von 2 Person(en) gefiel diese Kritik
Konsequent grotesk
6 Jahre her.
Kritik
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Nicht weniger als 24 abendfüllende Stücke und 21 Einakter hat er geschrieben, der Meister des Vaudeville und der türenklappenden Tempo-Komödie, Georges Feydeau. Sein „Champignol malgré lui“ (Champignol wider Willen) wurde 1892 im Théâtre des Nouveautés in Paris uraufgeführt. An der Berliner Schaubühne hat jetzt Herbert Fritsch das Stück inszeniert. Der Name des Regisseurs steht für einen ganz eigenen Stil im Umgang mit Komödien und ist noch aus Zeiten der Volksbühne für so erfolgreiche Aufführungen wie „Die spanische Fliege“ und „Murmel Murmel“ in guter Erinnerung. Zu seinen Inszenierungen an der Schaubühne gehören „Zeppelin“ und „Null“.  Der nur pietätvolle Umgang mit chirurgischem Besteck ist nicht seine Art des Herangehens an eine Spielvorlage. Stattdessen wird unter seinen Händen daraus eine ganz neue, überaus vitale und konsequent umgesetzte Bühnenversion. Fritsch vermählt die Vorlage des seligen Georges Feydeau mit dem Geist und den Ausdrucksformen von Louis de Funès. So entsteht eine Spielvorlage von konsequent grotesker szenischer Wirkung. Alle verwehte gezügelte Darbietung von gestern ist vergessen. Was wir stattdessen bekommen, ist eine enorm gegenwärtige, auf starke Wirkungen zielende Interpretation unserer Tage. Die Schauspieler werden klug geführt und gleichzeitig exzessiv von der Leine gelassen. Das ergibt ein exakt choreographiertes Herumhampeln und Grimassenschneiden, das den Akteuren sichtlich ein eminentes Vergnügen bereitet.  Champignol (Florian Anderer) ist ein in Paris ansässiger Maler,  derzeit auf Reisen. Seine Frau Angèle (attraktiv und souverän: Ursina Lardi) vertreibt sich die Zeit  bis zur Rückkehr ihres Gatten mit dem Herumtreiber Saint-Florimond (überaus beweglich: Bastian Reiber). Bis ein Gendarm (Stefan Staudinger) auftaucht, der den vermeintlichen Champignol zum Wehrdienst abholen soll. Er greift sich den einzigen Mann im Maleratelier, der nach dem Urteil aller dort Anwesenden der fragliche Maler sein muss. Klappende Türen sucht man in dieser Inszenierung vergebens. Stattdessen offeriert das Bühnenbild (ebenfalls von Herbert Fritsch) eine klaffend rote Spalte in der Bühnenmitte, in der Treppenstufen hinunter- und wieder heraufführen. Das Dienstmädchen Charlotte (Carol Schuler) nutzt diese Treppe mehrfach, um ihre üppig wippende Haarpracht vorzuführen. Das Bühnenbild läßt im  übrigen viel Raum für zwei Inventarstücke, die lebhaft hin- und her bewegt werden: ein voluminöses Sofa, das im Hintergrund der Bühne halbkreisförmig platziert wird, und ein faltbares Militärzelt, aus dem die Militärs verschiedenster Ränge herauspurzeln und dorthin auch wieder zurückkehren. Der zweite Teil bis zur Pause spielt in diesem herrlich persiflierten Regimentsmilieu, in dem sich nacheinander der Capitaine Camaret (Axel Wandtke), seine Adjutant Ledoux (Robert Beyer) und Commandant Fourrageot in herrlich überdrehtem Kasernenton vernehmen lassen. Als Caporal Grosbon glänzt Carol Schuler mit einer Exerzierstunde für die im Halbkreis aufgestellten Reservisten. Natürlich potenzieren sich die Irrtümer und Verwechslungen, als nicht nur der falsche, sondern auch der echte Champignol im selben Regiment Dienst tun.  Der dritte Teil nach der Pause präsentiert einen elegant stilisierten Empfangssaal, in dem eine geheimnisvolle Asiatin (Taiko Saito) zunächst ein virtuoses Vibraphonsolo präsentiert, bis sich dann die Irrungen und Wirrungen zwischen verschiedenen Heiratswilligen fortsetzen. Ein dekorativer Kronleuchter entfällt der Saaldecke, und der schlaksige Reservist Prinz von Valance (Maximilian Diehle) klettert eine goldene Leiter hinauf, um dem Kronleuchter  einen Schubs zu geben. Onkel Camel (Werner Eng), seine Tochter Mauricette (Iris Becher) und deren Mann (Damir Avdic) sowie die Capitainestocher Adrienne (ebenfalls Iris Becher) sowie Neffe Célestin (Bernardo Arias Porras) stürzen sich abwechselnd in den Trubel. Wie sich der Widerstreit von News und Fake News am Ende auflöst, soll hier nicht verraten werden, damit der Knalleffekt nicht verpufft. Man ist am Ende gleichermaßen erschlagen wie bezaubert. Das Publikum, von geringfügigen Abwanderungen zur Pause einmal abgesehen, spendete den Akteuren und den exzellenten Musikern begeisterten Applaus. 

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1 von 1 Person(en) gefiel diese Kritik
Herrlich überdrehte Farce trotz Längen
6 Jahre her.
Kritik
„Nehmen Sie unseren Rat an und verbrennen Sie es“, sollen die Direktoren des Théâtre du Palais-Royal gesagt haben, als ihnen Georges Feydeau 1892 seine Farce „Champignol wider Willen“ angeboten hat. Für dieses harsche Urteil sprechen einige gute Gründe: Verwechslungskomödien um betrogene Ehemänner sind fast so zahlreich wie der Sand am Meer. „Champignol wider Willen“ bedient die üblichen Muster des Boulevardtheaters, die Akteure stolpern von einem Fettnäpfchen ins nächste. Saint-Florimond sitzt in der Patsche, weil er Angèle, die Frau des Malers Champignol, angebaggert hat. Sie hat kein ernsthaftes Interesse an ihm, lässt sich aber aus Langeweile auf ihn ein. Als sie ihm den Laufpass gibt, ringt er ihr einen Abschiedskuss ab, bei dem sie vom neuen Dienstmädchen erwischt werden. Um einen Skandal zu vermeiden, tun Angèle und Saint-Florimond so, als ob es sich um Champignol handelt. Ständig klappern die Türen, ständig kommt neues Komödien-Personal herein, was die Angelegenheit ziemlich unübersichtlich macht, aber den eindeutigen Effekt hat, dass sich Saint-Florimond immer tiefer im Netz seiner falschen Identität verstrickt und alle um ihn herum überzeugt sind, es mit dem talentierten Maler zu tun zu haben. So weit, so albern und belanglos. Es hat also gute Gründe, warum das Stück „Champignol wider Willen“ heute weitgehend vergessen ist und warum der Vaudeville-Autor Georges Feydeau, ein Star im Paris der vorigen Jahrhundertwende, heute nur noch selten auf unseren Spielplänen zu finden ist. Den „Champignol wider Willen“ kann man einfach nicht ernst nehmen. Was man allerdings damit machen kann: Herbert Fritsch, den Zeremonienmeister des Slapsticks, höheren Blödsinns und Springteufel-Körper-Theaters auf den Stoff loslassen. Fritsch macht aus der angestaubten, mehr als ein Jahrhundert alten Boulevard-Komödie einen herrlich abgedrehten Abend mit einem Ensemble in Hochform. Weiterlesen
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1 von 1 Person(en) gefiel diese Kritik
Herbert dreht ganz groß auf
6 Jahre her.
Kritik
''Bei diesem „Exerzitium“ (statt Exerzieren) der Zoten, Kalauer und verbogenen Körpersprache stand nicht nur der Komiker Louis de Funès Pate, sondern mindestens noch Dick und Doof beim Militär. Die Väter und Mütter der Klamotte tänzeln hier vor der Pause vielleicht ein paar Minütchen zu viel, das aber mit allergrößter Präzision zum Spaß des Publikums über die Bühne, bis sich nach der Pause alles im großen Salon des Capitaines Camaret zum Ball trifft. Ein Kronleuchter bricht durch die Decke Auf einer riesigen Stehleiter versuchen ihn der kleine Robert Beyer als Diener und der lange Maximilian Diehle als Ordonanz akrobatisch zu putzen. Taiko Saito gibt dazu ein fulminantes Xylophonsolo bevor sich das Verwechslungs-Karussell nun mit dem Liebespaar Adrienne (Iris Becher), Tochter des Capitains, und dessen Neffen Célestin (Bernardo Arias Porras) sowie dem von Camaret ausgesuchten Schwiegersohn Saint-Florimond weiterdreht.  Darstellerisch und technisch ist das allerfeinste Fritscharbeit. Vielleicht ein wenig zu viel des Guten. Nicht jeder Nebenstrang ist gleichbleibend witzig erzählt, nicht jeder Gag zündet und einiges wiederholt sich dann doch ein einmal zu oft. Die wirklich anarchisch-dadaistische Wucht der früheren Fritsch-Abende erreicht der Meister auch mit diesem dritten Schaubühnenabend nicht. Der lustigen Farce fehlt es etwas an entlarvender Frechheit. Dafür entschädigen die durchweg großartigen DarstellerInnen des Fritsch-Universums. Und auch die Mitglieder des Schaubühnenensembles sowie die mitwirkenden Schauspielstudierenden der UdK beweisen hier großes komödiantisches Talent.'' schreibt Stefan Bock am 26. Oktober 2018 auf KULTURA-EXTRA
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