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SPIELPLAN & KARTEN

The Brotherhood

Premiere: 9.5.2025, Kunstenfestivaldesarts, Brüssel

Berliner Premiere der Koproduktion: 30.10.2025, HAU 1

Die brasilianische Theatermacherin und diesjährige Gewinnerin des Silbernen Löwen in Venedig Carolina Bianchi kehrt nach zwei Jahren mit Teil zwei ihrer aufsehenerregenden Trilogie “Cadela Força” ans HAU zurück: “The Brotherhood” thematisiert Männerpakte, Bruderschaften und deren Codes, in die Frauenfeindlichkeit und sexualisierte Gewalt tief eingeschrieben sind.

Carolina Bianchi gilt aktuell als eine der kompromisslosesten Stimmen der internationalen Theaterszene. Nach “The Bride and The Goodnight Cinderella”, dem Auftakt von “Cadela Força” (die Stärke der Schlampe) kehrt die brasilianische Theatermacherin nun mit Teil zwei ihrer Trilogie über sexualisierte Gewalt gegen Frauen ans HAU zurück: In “The Brotherhood” demontiert sie mit einem Ensemble, das neben ihr ausschließlich aus Männern besteht, das Ideal von Bruderschaft. Schicht für Schicht werden Machtdynamiken entblößt, patriarchale Mythen zerlegt und Männlichkeitsbilder hinterfragt, die zutiefst von Frauenfeindlichkeit und sexueller Gewalt geprägt sind. Dabei richtet sie den Blick dorthin, wo die Ursprünge männlicher Machtstrukturen liegen: in den Bünden, Riten und Codes, in denen das Patriarchat und Misogynie oft subtil eingeschrieben sind. Doch der Theaterabend beleuchtet auch, wie männliche Machtdynamiken für Bewunderung sorgen mit Blick auf die Kunstgeschichte. Im ersten Akt interviewt Bianchi einen mächtigen und berühmten Regisseur. Im zweiten Akt übernimmt eine Gruppe männlicher Darsteller die Bühne und die Arbeit entpuppt sich als eine Falle: Während Bianchi die männlichen Machtstrukturen aufdeckt, wird sie selbst zu einer Figur, die unter den Konsequenzen ihres Blicks auf dieses System leidet. Der erste Teil der “Cadela-Força”-Trilogie, “The Bride and The Goodnight Cinderella”, sorgte weltweit für Aufsehen. Teil zwei bringt uns erneut dazu, über die Rolle von Gewalt in unserer Gesellschaft nachzudenken und darüber, wie wir dazu beitragen, sie aufrechtzuerhalten, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht.

Seit 2015 arbeitet Carolina Bianchi, die bei der Biennale di Danza diesen Sommer in Venedig den Silbernen Löwen erhält, mit ihrem Kollektiv Cara de Cavalo (Pferdegesicht) aus São Paulo an ihrer ganz eigenen Theatersprache, die sich zwischen Konfrontation, Provokation, gesellschaftlicher Analyse und politischer Relevanz bewegt. Die interdisziplinäre Gruppe verwebt Recherche, Theorie, Popkultur und Kunstgeschichte zu hybriden Performances. Dabei wird die Bühne zum Schauplatz für dringliche Themen wie Femizid, geschlechtsspezifische Gewalt sowie patriarchale Strukturen.

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Frontal-Theater über toxische Strukturen im Kulturbetrieb
5 Tage her.
Kritik

Fast vier Stunden knallt Carolina Bianchi ihrem überwiegend jungen Publikum vor den Kopf, wie toxisch der Kulturbetrieb ist. „The Brotherhood“ ist über weite Strecken Frontaltheater. Die Recherche-Partnerin Carolina Mendonça wird in den Credits an prominenter Stelle erwähnt und hat zu einem Text-Konvolut beigetragen, das sich tief in Missbrauchsfälle im Kunst- und Kulturbetrieb eingräbt. Vom Wiener Aktionisten und Sexualstraftäter Otto Mühl über die Vorwürfe gegen Jan Fabre bis zum Skandal um Rammstein-Backstage-Partys wird hier jede Menge Material aufgetürmt, das die Bruderschaft von sieben Männern an einer langen Abendmahls-Tafel verliest.

Im ersten Teil wird ein besonders narzisstischer Regisseur vorgeführt, der sich im Interview mit Bianchi in seinem Regie-Kult sonnt und die #metoo-Vorwürfe damit kleinredet, dass die erotische Verführung für die Arbeit im Theater elementar sei. Kai Wido Meyer spielt diese fiktive Figur Klaus Haas, die Charakterzüge vieler Großregisseure und Festival-Impressarios trägt und an einer Stelle wörtlich Frank Castorfs Bonmot über den Frauenfußball übernimmt.

„The Brotherhood“ ist Frontal-Theater, das sich gar nicht erst die Mühe macht, ein theaterferneres Publikum abzuholen. Nach postdramatischen Mätzchen mit drei oder vier Prologen wird der Vorlesungsstoff erbarmungslos abgespult. Dennoch gab es viel Begeisterung beim jungen Publikum, das offensichtlich zu großen Teilen aus dem Kulturbetrieb und der Theaterwissenschaft stammt.  

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