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    Hebbel am Ufer (HAU)
    www.hebbel-am-ufer.de
    Stresemannstr. 29 - 10963 Berlin
    Telefon: 030 259 004 - 0

    SPIELPLAN & KARTEN

    Marina Davydova: Museum of Uncounted Voices

    Bewertung und Kritik zu

    MUSEUM OF UNCOUNTED VOICES 
    Marina Davydova / HAU
     
    Premiere: 22. Mai 2023 (Odeon Theater, Wiener Festwochen) 
    Deutschland-Premiere: 27. September 2023 
    Hebbel am Ufer (HAU), Berlin 

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    Zum Inhalt: Am 30. Dezember 1922 wurde im Moskauer Bolschoi-Theater die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken gegründet. 100 Jahre später konzipiert die Kritikerin, Kuratorin und Theatermacherin Marina Davydova das “Museum der ungezählten Stimmen”. Sie zeigt, wie die Grenzen der Nationalstaaten innerhalb der UdSSR entstanden sind, warum sich diese Grenzen heute als Zeitbomben entpuppen und inwiefern sich die Kulturen der Länder, die einst die Sowjetunion bildeten, schon immer unterschieden haben. Die Besucher*innen betreten einen zum Museum stilisierten Raum, der vor ihren Augen zum Leben erweckt wird, sich verwandelt und einen Parcours durch komplexe Zusammenhänge anbietet. Von einer scheinbar objektiven Geschichtsschreibung führt der Weg hin zum Widersprüchlichen, zum existenziell Biografischen. Als offene Opponentin des Krieges Russlands gegen die Ukraine lebt Marina Davydova derzeit im Berliner Exil. Nach der gefeierten Uraufführung bei den Wiener Festwochen zeigt sie die HAU-Auftragsarbeit erstmals in Berlin.

    Mit: Marina Weis / Chulpan Khamatova / Stimmen: Odin Biron (Episode I EMPIRE), Jamal Ali, Luka Kalandadze, Igor Shugaleev, Gurgen Tsaturyan, Jamal Ali, Odin Biron, Marina Davydova, Boris Falikov, Luka Kalandadze, Alexey Kokhanov, Elizaveta Petrova, Farrukh Pirov, Igor Shugaleev, Gurgen Tsaturyan, Ekaterina Voronova 

    Konzept, Text, Regie: Marina Davydova / Bühne: Zinovy Margolin / Musik: Vladimir Rannev / Video: Oleg Mikhailov / Videotechnik: Mikhail Ivanov / Licht und Ton: Iurii Galkin / Übersetzung: Sergei Ostrovsky, Sonia Ostrovsky (Englisch), Yvonne Griesel (Deutsch) / Mitarbeit Choreografie: Sonya Levin / Mitarbeit Recherche: Mikhail Kaluzhsky / Bühnenbau: SC ART DECO SRL, Wiener Werkstätten / Requisite: Daria Artemova / Assistenz Requisite: Vera Liulko / Grafik: Jürgen Fehrmann, Gea Gosse / Kostüme: Marcus Barros Cardoso, Vera Liulko, Aleix Llusa Lopez / Produktionsleitung, Übertitel: Ekaterina Voronova / Bühnentechnik: Bodo Hermann, César Martins / Produktionsmanagement, Tourmanagement: Elisabeth Knauf (HAU Hebbel am Ufer)

    3.0 von 5 Sterne
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    Sehr faktenreiche Geschichtslektion postsowjetischer Krisen und Narrative mit persönlichem Schluss-Monolog
    1 Jahr her.
    Kritik

    Das Publikum wird mit einem ganzen Arsenal von Namen, Fakten und Daten konfrontiert, bis die Köpfe schwirren. Wir sind eingeladen, zwischen den Stuhlreihen und der Bühne hin und her zu wechseln. Wie im Museum sind dort in Vitrinen die Insignien der konkurrierenden Herrscherhäuser ausgestellt, die unterschiedlichen Landkarten mit den jeweils maximalen Ausdehnungen der Territorien, auf die sich die Stimmen aus dem Off (Englisch mit der Option deutscher Simultan-Kopfhörer-Übersetzung) berufen, werden penibel projiziert.

    Statt des angekündigten Parcours bleibt die Installation immer im selben Raum. Dennoch wird der Abend langsam vielfältiger. Der historische Frontal-Unterricht, der viele im Publikum gegen Ende der ersten Stunde zusehends erschöpft, wird zum hitzigen Streitgespräch der National-Vertreter. Belarus wirft der Ukraine vor, dass das Interesse des Westens sich seit 2022 ganz auf den Angriffskrieg konzentriere und die Oppositionsbewegung von Minsk fast vergessen sei. Aserbaidschan und Armenien bekommen sich wegen Berg-Karabach in die Haare. Trotz aller Exkurse ins frühe Mittelalter weist der Geschichtsunterricht „Museum of uncounted voices“ natürlich höchst aktuelle Bezüge auf.

    Der Abend endet mit einem sehr persönlichen Monolog, den diesmal Chulpan Khamatova, an manchen Abenden Marina Weis übernimmt. Sie sind Sprachrohr der Regisseurin Davydova, die ausführlich ihre schwierige Identitätsfindung in diesem Kosmos postsowjetischer Nationalismen und Konflikte schildert. Als Tochter eines Armeniers und einer Russin in Baku, der aserbaidschanischen Teilrepublik geboren, freute sie sich über die neuen Chancen nach dem Zusammenbruch der Sowjetherrschaft. Die ersehnten Freiräume wurden durch Chauvinismus und Bürgerkriege bedroht und eingeschränkt. Aus Moskau, wo sie sich eine erfolgreiche Karriere als Theaterkritikerin und Festivalleiterin aufbaute, musste sie als entschiedene Gegnerin von Putins Angriffskrieg ins Exil gehen. Dieses Leben zwischen den Stühlen schildert Davydova in einem Monolog, der all die gehörten Stimmen einbindet und den Abend abrundet.

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