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SPIELPLAN & KARTEN

Frau Müller muss weg

Bewertung und Kritik zu

FRAU MÜLLER MUSS WEG
von Lutz Hübner
Regie: Sönke Wortmann 
Premiere: 4. Februar 2012
Grips Theater Berlin

Inhalt: Warum hat die Klassenlehrerin Frau Müller nicht bedacht, dass just am Tag vor der Mathearbeit das Meerschweinchen verstarb, das Kind lange einen üblen Husten hatte und ständig gemobbt wurde? Das muss man doch merken als Pädagogin. Fünf entschlossene Mütter und Väter sitzen auf Kinderstühlchen zwischen Kastanienmännchen, Laubgirlanden und Kuschelecken, bereit, dem Feind ins Auge zu sehen. Sachlichkeit und Objektivität spielen keine Rolle, es geht schließlich um alles: um das eigene Kind.

Mit Katja Hiller, Nina Reithmeier, Esther Agricola, René Schubert, Regine Seidler, Roland Wolf

Regie: Sönke Wortmann
Bühne und Kostüme: Thurid Peine
Dramaturgie: Kirstin Hess
Theaterpädagogik: Stefanie Kaluza

4.5 von 5 Sterne
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Blümchen für die Lehrerin
7 Jahre her.
Kritik
Ein Klassenzimmer wie überall in Deutschland, unbequeme, zerkratzte Holztische mit Ausrichtung auf das Herbstprojekt. Liebevoll wurde aus Kastanien und bunten Blättern eine große Herbstauslage gebastelt. Drumherum versammeln sich fünf festentschlossene Eltern. Man ist nicht zum Spaß hier: Frau Müller muss weg! Die fünf ganz unterschiedlichen Frauen und Männer haben eins gemeinsam: ein Kind, dessen Noten voraussichtlich nicht sonderlich gut sein werden und dessen Übergang ins Gymnasium gefährdet ist. Die Möglichkeit der Integrierten Sekundarstufe (oh Schreck!) hängt wie ein Damoklesschwert über den besorgten Erziehungsberechtigten. Jessica ( Katja Hiller , wie immer grandios) hat sich zur Rädelsführerin erklärt. Die coole Geschäftsfrau ist sich der Probleme ihrer rebellischen Tochter mehr als bewusst, sie trägt da keine rosarote Brille. Das soll aber kein Hindernis für ihren missratenen Sprößling (Orginalton Jessica) sein, aufs Gymnasium zu gehen. Marina und Patrick Jeskow ( Nina Reithmeier , Roland Wolf ) sind neu in Berlin, ihr Sohn ist ein ganzheitlich aufwachsendes Engelchen, das im feindlichen Umfeld der neuen Klasse nicht richtig wachsen und sich entfalten kann, der arme Kleine. Wolfs Tochter wird von ihrem Vater ( René Schubert ) erbarmungslos in Richtung Schulerfolg gepeitscht, allerdings ist es natürlich Frau Müllers Schuld, dass sich das arme Kind vor Schule und Misserfolg fürchtet. Der cholerische Papa will schließlich nur das Beste für seine Kleine! Und dann ist da noch Katja ( Esther Agricola ), deren Sohn der Klassenprimus ist, aber der Solidarität wegen ist sie an diesem Abend ebenfalls angetreten, um Frau Müller aus ihrem Job zu kicken. Sie hat für dieses Anliegen allerdings als einzige auch ein Strauß Blümchen dabei. Nachdem der Kampfplan fertig ist, kommt sie auch schon, die Schuldige. Frau Müller ( Regine Seidler ) ist überrascht von dem einberufenen Elternabend und blickt den versammelten Eltern arglos-verwirrt entgegen. Auf den freundlich formulierten Rauswurf mit Blumenstrauß reagiert sie zunächst überrascht und ruhig, mit den Vorwürfen und Anschuldigungen wächst aber ihr Unmut und schließlich auch ihre Wut. Auf die versammelte Elternschar warten einige unschöne Wahrheiten und am Ende des Abends kommt alles ganz anders, als es die Kämpfer für die vermeintliche Gerechtigkeit erwartet und erhofft hatten. Spitzzüngige und scharfäugig beobachtete Komödie der Eitelkeiten, in denen sich die Gemüter an Abschlusszeugnissen, Bastelprojekten und Gesprächsrunden erhitzen. Prenzlbergeltern, Erklärbären, rasende Helikopterpiloten, Karrierefrauen und immer wieder eins: Noten, Noten, Noten! Dabei zerfleischt sich das Ehepaar Jeskow genüsslich gegenseitig, Geschäftsfrau Jessica will die Sache schnell und einfach wie eine feindliche Übernahme abarbeiten und schießt dabei gerne auf Feinde wie auf Verbündete. Wolf sieht vor allem sich selbst, Ossi, arbeitslos, zurückgelassen, als Opfer und seine Tochter gleich mit. Umso wütender macht ihn Lehrerin Müller. Und Katja, stolze Strebermama, flattert wie ein Fähnchen im Wind von Meinung zu Meinung. Jeder Schauspieler, jede Schauspielerin passt perfekt in seine, ihre Rolle, allen voran Katja Hiller als zackig-scharfe Kostümchenträgerin, die ihre missratene Schlägertochter mit allen Mitteln durchboxen will. Auch das Ehepaar Jeskow wird so lebensecht und gut beobachtet dargestellt, dass es beinahe schmerzhaft ist, ihnen zuzusehen. Wutbürger Wolf ist genauso aus dem Leben gegriffen und zielsicher dargestellt wie die sanfte Opportunistin Katja. Hochamüsant! Böse. Fies. Schlau. Witzig! ©Nicole Haarhoff - www.berlineransichtssachen.com
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