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Eines langen Tages Reise in die Nacht

Bewertung und Kritik zu

EINES LANGEN TAGES REISE IN DIE NACHT
nach Eugene O'Neill
Regie: Sebastian Nübling 
Premiere: 30. Januar 2025 
Deutsches Theater Berlin

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Zum Inhalt: Ein Sommerhaus an der Küste von Connecticut, um genau 08:30 Uhr morgens – so beginnt die Handlung, die sich an einem Augusttag im Wohnzimmer der Familie Tyrone abspielt. Diese besteht aus dem Schauspieler James, seiner Frau Mary und ihren beiden Söhnen, Jamie und Edmund, sowie ihrem Dienstmädchen Cathleen. Jedes Jahr verbringt die Familie die Ferien abseits der stressigen Tourneereisen, die das Theaterleben so mit sich bringt, in ihrem Sommerhaus an der Küste von Connecticut. Der Tag beginnt idyllisch: Die Sonne scheint und der Garten muss gepflegt werden. Und dann? Wird der tatsächliche und der metaphorische Nebel immer dichter. Es beginnt eines langen Tages Reise in die Nacht und die Heile-Welt-Fassade bröckelt nach und nach.

Das autobiografische Drama des Autors Eugene O'Neill, geschrieben 1940, gilt als eines der wichtigsten Werke der amerikanischen Theaterliteratur. Regisseur Sebastian Nübling widmet sich dem modernen Klassiker als eine Reise in die Untiefen des Systems Familie. Er stellt die universellen, zeitlosen Themen von Isolation, Liebe und Verbundenheit, verpassten Chancen und Scheitern in den Vordergrund. Ohne die politisch-sozialen Fragen unserer Zeit außer Acht zu lassen, sucht er düster-melancholisch und komisch-absurd zugleich nach den Gründen für Zusammenhalt, Verantwortung, Rausch und Abgrenzung.

Regie: Sebastian Nübling  
Bühne: Dominic Huber  
Kostüme: Una Jankov  
Musik: Lars Wittershagen  
Licht: Matthias Vogel  
Dramaturgie: Christopher-Fares Köhler

2.0 von 5 Sterne
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Disparater Abend zwischen Parodie von Theaterkonventionen und Verzweiflungs-Soli
11 Tage her.
Kritik

Regisseur Sebastian Nübling versucht sich in den ersten beiden Akten an einer Parodie der Theaterkonventionen und Sehgewohnheiten. In dieses gescriptete Gag-Schema passt auch, dass Souffleuse Heike mehrmals vermeintlich korrigierend eingreifen muss. Meist sind die Spieler*innen jedoch damit beschäftigt, sich brutale Wahrheiten ins Gesicht zu brüllen.

Während O´Neill die langsam bröckelnde Fassade einer vermeintlich heilen Welt im Stil des psychologische Realismus beschrieb, ist hier jeder Versuch des Schönredens und Verdrängens, in dem vor allem Mutter Mary eine Meisterin ist, offensichtlich zwecklos. Zwischen Improvisationen und einer recht freien Fortschreibung der 1992 erschienen O´Neill-Übersetzung von Michael Walter erleben wir das Zerrbild einer besonders dysfunktionalen Familie.

Als der Eiserne Vorhang zum dritten Akt endlich hochgeht, erleben wir ein Verzweiflungs-Solo von Almut Zilcher im grellen Gegenlicht. Begleitet vom restlichen Ensemble hinter Kaninchen-Masken legt eine der großen Schauspielerinnen des DT ein Kabinettstückchen hin. Trotz solcher Einzelleistungen bleiben die 2 Stunden 10 Minuten disparat, wohin Regisseur Sebastian Nübling und Christopher-Fares Köhler steuern wollen, bleibt unklar im Bühnen-Nebel. Ein Programmheft, das etwas Erhellendes beitragen könnte, fehlt bei dieser Produktion.

Der Epilog von Sivan Ben Yishai, mit dem Christian Rakow so hart ins Gericht geht, ist eine gekürzte Version des Textes „How to stay“ vor, der als „Poetische Position“ für die Veranstaltungsreihe „DIE KUNST, VIELE ZU BLEIBEN. Bundesweite Foren für Kunst, Freiheit und Demokratie des Fonds Darstellende Künste“ entstand und im Spätsommer 2024 beim Kunstfest Weimar vorgestellt wurde. Am DT wird er zum düsteren Nachklapp, der den Bogen von Krankheit, Chemotherapie und Tod hin zu Gewalt und Abschiebung schlägt. Damit landet der Premieren-Abend am Ende dieses denkwürdigen Tages, an dem Angela Merkel mit ihrem Parteifeind und möglichen Nach-Nachfolger im Kanzleramt abrechnete, mitten in der politischen Debatte um Migrationspolitik. Doch auch zu diesen Themen hat  die „Eines langen Tages Reise in die Nacht“-Inszenierung von Sebastian Nübling, der nach vielen Jahren am Gorki erstmals am DT arbeitete, nichts Erhellendes beizutragen.

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