Zum Inhalt: Rosa von Praunheim ist Filmemacher, Produzent, Schreiber und Dichter, begnadeter Maler, Aktivist und einer der großen Wegbereiter der Schwulen-Bewegung in Deutschland und weltweit. Im November wird Rosa 82 Jahre alt; aber viel Zeit zum Feiern nimmt er sich nicht. Filme, Interviews, Ausstellungen, Buchprojekte: Rosa arbeitet immer und an vielem gleichzeitig. Er bleibt ein unruhiger Geist, der unsere Gegenwart mit Polemik und Neugier, Schärfe und Witz analysiert, dauerbedichtet und dauerbesingt.
Dass Rosa seit einigen Jahren auch Theaterstücke schreibt und inszeniert, hat viel mit dem Deutschen Theater zu tun: Jeder Idiot hat eine Oma, nur ich nicht war sein erstes Stück – ein Theaterabend über sich selbst, geschrieben und uraufgeführt 2018 aus Anlass seines 75. Geburtstags. Auch sein zweites Theaterstück, Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs, kam in den Kammerspielen zur Uraufführung. Mit Die Insel der Perversen vollendet Rosa nun seine DT-Trilogie: Rosa und wichtige Mitverschworene aus den beiden Vorgänger-Abenden erfinden, schreiben, komponieren, singen, tanzen fürs DT Ein deutsches Singspiel. Anders als bei den Vorgängerabenden geht der Blick dabei in die nahe Zukunft: Was wäre wenn …? Wird alles düster oder bleibt alles rosa …?
Kabarettistische Polit-Farce im Off-Theater-Stil der 70er und 80er Jahre
3 Monate her.
The review are waiting to approve.
Kritik
Als Alice Weidel mit Perlenkette und allergischen Abwehrreaktionen dagegen, als lesbisch oder queer bezeichnet zu werden, hat Heiner Bomhard unterhaltsame Kabarett-Auftritte. Als bewährter Duo-Partner ist wieder Božidar Kocevski (2016-2022 im DT-Ensemble) an seiner Seite, der Sahra Wagenknecht mit Hochsteckfrisur und Wladimir Putin in Macho-Posen performt.
Gemeinsam mit Florian Köhler (u.a. als Praunheim-Double, Donald Trump und besonders schmierige Thomas Gottschalk-Parodie) und Komi Mizrajim Togbonou bietet das Quartett einen Mix aus Polit-Kabarett, Songs und Nummernrevue-Farce. Ästhetisch erinnert der Abend an die Off-Theater-Gruppen aus den politischen Protestbewegungen der 1970er und 1980er Jahre. Der Humor ist mal brachial und platt, mal nicht ganz so „in your face“, oft ziemlich makaber.
Das Publikum in der Kammer des DT, wo „Die Insel der Perversen“ am 4. Dezember 2024 uraufgeführt wurde und vor fast immer ausverkauftem Haus läuft, fühlte sich von dieser kabarettistischen Polit-Farce gut unterhalten und abgeholt. Markant war der hohe Altersschnitt, viele begleiten die Karriere von Praunheims vermutlich schon sehr lange.
''Deutschland wird von Weidel & Wagenknecht (Bomhard & Kocevski) regiert, wobei der Alice die Rolle der Kanzlerin und der Sarah die Rolle der Vizekanzlerin - rein dichterisch, versteht sich - zugewiesen wird. Bewacht und beschützt werden beide Frauen von einer respekteinflößenden Ordnungskraft (Togbonou). Im Publikum entdeckt "mann" eine hochverdächtig aufgemotzte Gestalt im rosa Kleid mit rotem Federkopfschmuck (Köhler) und fordert sie auf den Saal unverzüglich zu verlassen; der/ die Queere weigert sich und wird infolgedessen hinter die Bühne abgeführt; es fallen Schüsse. Der Anfang einer neuen Schwulenverfolgung?
Die Verfolgten - Jesus (Bomhard), Goethe (Togbonou), Rosa von Praunheim (Köhler) und ein infantiler und nicht näher benannter Eleve (Kocevski) - retten sich auf die Insel der Perversen, einer Art Rückzugsgebiet fernab der mittlerweile von Rechts- und Linksaußen totalitär beherrschten deutschen Lande.
Außerdem gibts durchaus sehens- und hörenswerte "Interludien" mit dem auf einem russischen Bär halbnackt herbeistrotzenden Kraftmeier Putin (Kocevski) oder dem sich in Gartenarbeit zurückgezogen habenden Hitler. Und es wird geblödelt und gesungen. Vier professionell sich gebende Comedians am Werk. Mehr nicht. Arg leichte Kost, vielleicht etwas zu arg, vor allem aber viel zu leicht.'' schreibt Andre Sokolowski am 9. Dezember 2024 auf KULTURA-EXTRA