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    Deutsches Theater Berlin
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    Schumannstraße 13a - 10117 Berlin
    Telefon: 030 284410
    SPIELPLAN & KARTEN

    Macbeth

    Bewertung und Kritik zu

    MACBETH
    von William Shakespeare
    Regie: Stefan Pucher
    Uraufführung: 19. März 2015
    Deutsches Theater Berlin

    Macbeth, eine der letzten großen Tragödien Shakespeares, ist vielleicht sein dunkelstes und konsequentestes Stück - spiegelt es doch eine grausame Zeit: Christlicher Fundamentalismus, Krieg und Gewalt, Absolutismus und Willkürjustiz bestimmen die Tragödie um einen ruhmvollen Krieger, der nach einer Prophezeiung zum Verbrecher und Tyrannen wird. Das Stück ist aber mehr als die Geschichte eines Mannes, der von ein paar Hexen zum Bösen verführt wird. Der Glaube des Individuums an sich selbst und seine Handlungsmacht, an die Verbindlichkeit von Wirklichkeit und Wahrheit, ist hier zutiefst erschüttert. Dunkle Kräfte wirken – in jedem einzelnen Menschen, in der sich immer wiederholenden Historie, in Machtstrukturen sowie in Bildern, Fantasien und Erzählungen. Shakespeare fragt in seiner blutigen Parabel, was an Bösem, an Ehrgeiz nach Macht, an Irrationalem in jedem von uns steckt. Ein Blick ins diffuse Dunkel menschlicher Abgründe. Angst bestimmt diesen Blick – wie das tyrannische Handeln, den Aufstieg und Fall des Macbeth.

    Regie: Tilmann Köhler
    Bühne: Karoly Risz
    Kostüme: Susanne Uhl
    Musik: Jörg-Martin Wagner
    Dramaturgie: Sonja Anders, Hannes Oppermann

    4.0 von 5 Sterne
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    Hat das Theater an Relevanz verloren?
    7 years ago
    Kritik
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    Die Aufführung von „Macbeth“ im Deutschen Theater Berlin, am 14. November 2015, ein Tag nach den Anschlägen in Paris, widerspricht dieser Hypothese. 

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    Wer sich auch nur ein wenig mit dem Theater beschäftigt hat, kennt bereits den blutigen Inhalt des Stücks sowie die finsteren, damit verbundenen Gerüchte und Geschichten. Allein der Gedanke, „Macbeth“ in dem heutigen politischen Kontext zu sehen, bereitet einem eine gedrückte Stimmung von Unruhe und Betrübtheit: schweigsam sitzt das Publikum im Saal und wartet auf den Beginn der Aufführung, als die Hauptdarsteller, Ulrich Matthes und Maren Eggert, auf der Bühne erscheinen. Wir werden im Namen des Deutschen Theaters gebeten, eine Schweigeminute für die Opfer einzulegen. Es wird noch klarer, dass dieser Abend unter dem Zeichen der furchtbaren Geschehnisse steht.

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    „So schlimm und schön sah ich noch keinen Tag“ ist Macbeths erste Textzeile. Nachdem er die Bühne betrat, schwankend wie nach heftigen Kämpfen, spricht Ulrich Matthes den Beginn kräftig aus und macht vor dem Wort „schön“ eine kleine, aber unüberhörbare Pause. Dieses Wortpaar – „schlimm und schön“ – enthält einen Kontrast, der von dem Schauspieler besonders betont wird. Daraus entstehen weitere Dimensionen unserer theatralischen Begegnung. Die erste Dimension besteht in dem Kontrast zwischen dem Gräuel dieser Tage und der wohltuenden Zusammenkunft im Theater: es wäre viel besser, wenn die Menschen die Gewalt ausschließlich auf der Bühne darstellen würden, als sie in der Öffentlichkeit durch Angriffe auf andere Leute auszuüben.

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    Ferner haben wir mit einer ästhetischen Dimension zu tun: während Matthes die Rolle eines Mörders spielt, der stolz auf seinen Mut zu blutigen Taten ist, gewährt er uns, durch die Wahrhaftigkeit seiner Stimme und seiner Sprechweise, einen Einblick in das weitreichende Potenzial des menschlichen Bewusstseins. Das lässt sich auch in der Spannung zwischen zwei Haltungen feststellen: die des dargestellten Mörders, für den ein Tag auf dem Kampffeld auch als „schön“ beschrieben werden kann, und die einer echten Person, der solche Taten  äußerst widerlich sind. Diese Spannung nährt und steigert Ulrich Matthes, indem er die beiden Extreme noch deutlicher macht: auf der einen Seite Macbeths Aggressivität, die hier mit drohender Stimme wiedergegeben und dem Urteil des Publikums ausgesetzt wird, auf der anderen Seite den Ekel vor der Tat und die damit verbundene Qual, die sich in dem gebrechlichen, wie vom Übel gefassten Körper des Schauspielers, der manchmal nahe einer Ohnmacht zu sein scheint, in den Sprechpausen und in der Langsamkeit der Bewegung widerspiegeln. 

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    Gegen Ende fasst Macbeth seine bisherige Auseinandersetzung mit dem Sinn des Lebens so zusammen: „Leben ist nur ein wandelnd Schattenbild (...) voller Klang und Wut, das nichts bedeutet“ – voll Klang und Wut, aber auch voll Bedeutung durchbricht die Stimme die Luft und die Dunkelheit des Raumes, wo wir uns befinden. Und könnten wir, als Teil der heutigen, von den Grausamkeiten des Terrorismus erschütteten Gesellschaft, die Botschaft der Bedeutungslosigkeit eines Menschenlebens anders als höchst relevant für unsere Gegenwart empfinden? In diesem Moment äußert sich nicht nur Macbeth zum eigenen Leben, sondern auch ein Zeuge der letzten Tage, der machtlos zusehen musste, wie unzählige Leute niedergemetzelt wurden und wie ein Leben in diesem Kontext nichts bedeutet.

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    Für diejenigen, die meinen, man gehe ins Theater um sich vom Alltag zu lösen, muss hier eines betont werden: an diesem Abend haben wir, die Zuschauer, Ulrich Matthes sowohl in einer Shakespeare-Figur erlebt, als auch in einer gemeinschaftlichen Aktion, in der wir alle eine Gedenkminute abhielten. Auf der einen Seite hat er sein schauspielerisches Vermögen in der Gestaltung einer Figur eingesetzt, auf der anderen Seite hat er uns, durch sein vorzeitiges Auftreten auf der Bühne, als Vertreter des Deutschen Theaters, Gefühle vermittelt, die dem Macbeth selbst fehlen, wie Mitleid, Gemeinschaftsgefühl und Rücksicht auf Menschenleben. Gerade solche Nebeneinandersetzungen machen das Theater lebendig, gerade an solchen Abenden stellt man am deutlichsten fest, dass das Theater zwei Autoren besitzt: den dramatischen Dichter und die zeitgenossische Geschichte.

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    1 von 1 Person(en) gefiel diese Kritik
    Fünf Hexen treiben Ulrich Matthes und Maren Eggert in die Enge
    9 years ago
    Kritik
    Den fünf Hexen gehören die stärksten Szenen des Abends: wie sie sich anschleichen, um das Ehepaar Macbeth (Ulrich Matthes und Maren Eggert) herumschlängeln, ihre Machtphantasien anstacheln und ihnen einflüstern, nach der Krone zu greifen, bleibt in Erinnerung. Auch nachdem Macbeth den Thron bestiegen hat, lassen die Hexen nicht von ihm ab. Sie werden zu seinen inneren Dämonen, plagen ihn mit Ängsten vor dem sozialen Abstieg, vor dem Machtverlust und vor seiner Ermordung. Leider bleiben diese gelungenen Szenen eher die Ausnahme. Über weite Strecken der mehr als zwei Stunden wird weniger gespielt, sondern vor allem deklamiert. Die Sätze aus der romantischen Shakespeare-Übersetzung von Dorothea Tieck aus dem Jahr 1833 stehen schroff und scharfkantig im Raum. (...) Tilmann Köhlers Macbeth schafft das Kunststück, in einem der blutrünstigsten Dramen der Weltliteratur ganz ohne Theater-Kunstblut auszukommen. Wenn die Hexen nicht gewesen wären, wäre aber auch die gesamte Inszenierung blutleer geblieben. Weiterlesen
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    1 von 1 Person(en) gefiel diese Kritik

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