Bewertung und Kritik zu
SELBSTVERGESSEN
vom Anfangen und Aufhören
Regie: Gernot Grünewald
Online-Premiere: 17. April 2021
Deutsches Theater Berlin
Zum Inhalt: Wenn wir der sind, der wir einmal waren, wer sind wir, wenn wir uns vergessen? Was hat Identität mit Erinnern und was hat Vergessen mit Verlust zu tun? Was bedeutet es, ganz im Jetzt zu leben ohne Vergangenheit? Totaler Selbstverlust oder absolute Freiheit? Ist Erinnerung das letzte Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden (Jean Paul) oder ist der gesund, der vergisst (Nietzsche)?
Sechs junge Spieler_innen haben ihre an Demenz erkrankten Groß- oder Urgroßeltern zu ihren Lebenserinnerungen befragt und werden erzählend zu ihren Stellvertreter_innen. Die Begegnung mit den zurückschauenden, lückenhaften, sich auflösenden Lebenserzählungen wird gespiegelt in den Zukunftsträumen der jungen Akteur_innen, die gerade beginnen ihr Leben zu entwerfen: Ein Gestern, das sich der Erinnerung zu entziehen droht, steht den ebenso ungewissen Utopien eines Morgen gegenüber. In dieser generationenübergreifenden künstlerischen Annäherung an das Phänomen des Selbstvergessens trifft im Theateraugenblick die Vergangenheit der Abwesenden auf die Zukunft der Anwesenden.
mit Paula Aschmann, Greta Borg, Lasse Kühlcke, Noa Rosa Nrecaj, Dimitrije Parkitny, Nike Strunk
Regie: Gernot Grünewald
Ausstattung: Michael Köpke
Musik: Daniel Sapir
Video: Thomas Taube
Dramaturgie: Birgit Lengers