Zum Inhalt: Wenn wir der sind, der wir einmal waren, wer sind wir, wenn wir uns vergessen? Was hat Identität mit Erinnern und was hat Vergessen mit Verlust zu tun? Was bedeutet es, ganz im Jetzt zu leben ohne Vergangenheit? Totaler Selbstverlust oder absolute Freiheit? Ist Erinnerung das letzte Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden (Jean Paul) oder ist der gesund, der vergisst (Nietzsche)? Sechs junge Spieler_innen haben ihre an Demenz erkrankten Groß- oder Urgroßeltern zu ihren Lebenserinnerungen befragt und werden erzählend zu ihren Stellvertreter_innen. Die Begegnung mit den zurückschauenden, lückenhaften, sich auflösenden Lebenserzählungen wird gespiegelt in den Zukunftsträumen der jungen Akteur_innen, die gerade beginnen ihr Leben zu entwerfen: Ein Gestern, das sich der Erinnerung zu entziehen droht, steht den ebenso ungewissen Utopien eines Morgen gegenüber. In dieser generationenübergreifenden künstlerischen Annäherung an das Phänomen des Selbstvergessens trifft im Theateraugenblick die Vergangenheit der Abwesenden auf die Zukunft der Anwesenden.
mit Paula Aschmann, Greta Borg, Lasse Kühlcke, Noa Rosa Nrecaj, Dimitrije Parkitny, Nike Strunk
Regie: Gernot Grünewald Ausstattung: Michael Köpke Musik: Daniel Sapir Video: Thomas Taube Dramaturgie: Birgit Lengers
''Stärker sind die Episoden, in denen die Jugendlichen bei ihren konkreten Erfahrungen bleiben. In denen auch ihre Befremdung, ihr Unverständnis spürbar wird: als Oma plötzlich nach dem Frühstück wieder schlafen gehen will; als Oma sich an kein Rezept mehr erinnern kann, das sie jahrzehntelang gekocht hat.
Später erzählen sie von ihren Lebensträumen, davon, was sie selbst am Ende ihres Lebens erinnern möchten, wie sie alt werden wollen. Das Leben ihrer Großeltern spiegelt sich nur hier und da in ihren Sätzen. Und vielleicht muss das so sein. So weit weg ist Alter und Gebrechlichsein noch. Aber wenn die zarten, jungen Körper sich Maskenköpfe überziehen, die nach Gesicht und Haar ihrer Omas und Opas geformt sind, dann wird plötzlich deutlich, dass die Zukunft doch nur ein klein wenig aufgeschoben ist.'' schreibt Barbara Behrendt auf rbbKultur
Jugendliche setzen sich mit der Demenz ihrer Großeltern auseinander
3 Jahre her.
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Kritik
Aus der Sicht von sechs Teenagern zwischen 10 und 19 erzählt die Stückentwicklung „Selbstvergessen“, die Gernot Grünewald mit dem Jungen DT erarbeitet hat, von dieser schrecklichen Erkrankung. Alle mussten miterleben, dass ihre Großeltern an Demenz litten, manche sind bereits verstorben. Die Jugendlichen rufen sich in Erinnerung, wie sie zum ersten Mal merkten, dass sich die Großeltern veränderten. Sie erzählen davon, wie sie immer wieder dieselbe Frage beantworten müssen.
Paula Aschmann spielt nach, wie sie mit dem Großvater das Fotoalbum durchblätterte, er aber nicht mehr sagen konnte, wie alt er auf den Jugendfotos war und sich schließlich selbst nicht mehr wiedererkannte. Lasse Kühlcke spricht lippensynchron die eingespielte Aufnahme eines Gesprächs mit seiner Großmutter nach, in der sie über den Tod, das Loslassen und die Angst vor dem Sterben sprechen. Die Großeltern sind in einigen Szenen als Masken präsent, die Michael Köpcke nach ihren Bildern entwickelt hat.
Sehr authentisch erzählen die jungen Spielerinnen und Spieler in diesem Live-Stream aus der DT-Box von ihren persönlichen Erfahrungen. Es gibt keine finale Textfassung, nur die Szenenfolge ist festgelegt.
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