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    Deutsches Theater Berlin
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    SPIELPLAN & KARTEN

    beach house

    Bewertung und Kritik zu

    BEACH HOUSE
    von Dorian Brunz
    Regie: Philipp Preuss 
    Premiere: 2. Oktober 2020 
    Deutsches Theater Berlin 

    Berliner Autorentheatertage (2020) 

    Inhalt: Die Zwillinge Taylor und Ronny haben auf dem Jahrmarkt das große Los gezogen, und das an ihrem Geburtstag: einen Aufenthalt im Beach House in Florida. Zusammen mit ihrer rheumakranken Mutter wollen sie dorthin und einfach bleiben, wo die Sonne immer scheint. Da das Glück bereits zum Greifen nah sein muss, scheinen die drei in ihrem Leben in der Wohnsiedlung mitsamt den eigenen Neurosen und Gebrechen plötzlich nur noch Gäste zu sein. Doch dann erfahren sie, welche Bedingungen an das Los geknüpft sind. Um den Traum nicht aufgeben zu müssen, lassen sich Taylor und Ronny auf gefährliche Geschäfte in digitaler und analoger Welt ein, während ihre Mutter sich in Erinnerungen an eine Revolution unter Palmen flüchtet.

    Den Sehnsuchtsort namens Beach House stellt Dorian Brunz einer brutalen und betrügerischen Realität gegenüber. Gegen diese anzukämpfen, verlangt den Geschwistern alles ab, beinahe sogar den Glauben an den eigenen Traum. Wohin am Ende mit der ganzen Wut?

    Regie: Philipp Preuss
    Bühne und Kostüme: Ramallah Aubrecht
    Sound: Alexander Nemitz
    Lichtdesign: Carsten Rüger
    Dramaturgie: Matthias Döpke

    4.0 von 5 Sterne
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    UA Beach House von Dorian Brunz im Deutschen Theater Berlin
    3 years ago
    Kritik
    „ Dafür schreibst du ja, dass der Text auch in die Körper kommt.“ Zur Uraufführung von [i] Beach House [/i] von Dorian Brunz in der Inszenierung von Philip Preuss im Rahmen der [i] Autoren Theater Tage [/i] im Deutschen Theater Berlin am 2. Oktober 2020 Am Stadtrand, auf einem Rummel, feiern die Zwillinge Ronny (Felix Axel Preißler) und Taylor (die großartige Julia Preuß) ihren Geburtstag. Zwei, drei Runden Break Dancer, ein paar sorglose Stunden. Das aber reicht ihnen nicht, und Ronny zieht Lose – nach einer Niete den Hauptgewinn der Tombola: eine Reise nach Florida, zwei Wochen im [i]Beach House[/i] am Strand vom Golf von Mexiko. Weißer Sand, blaues Meer – es klingt nach Paradies. Ihr Traum von einem besseren Leben, dem Glück, scheint plötzlich greifbar geworden, denn sie wollen dann einfach dort bleiben, wo die Sonne immer scheint. Und auch für ihre kranke Mutter (Anna Keil) wird Platz sein. Nichts hält sie mehr hier in ihrer Siedlung, alles ist leuchtende, strahlende Zukunft – bis sie erfahren, dass Bedingungen an den Gewinn, dass ein [i]Eigen[/i]anteil beziehungsweise eine [i]Selbst[/i]beteiligung, an das Los geknüpft ist. Um ihre Hoffnungen nicht aufgeben zu müssen, lassen sich die beiden auf gefährliche Geschäfte ein: Taylor verkauft sich an einen Produzenten (Tilo Krügel) von Digitalvideos (das im Internet erfolgreiche Format nennt sich [i]Rage[/i] und zeigt zwei Personen, die sich fünfzehn Minuten lang anschreien – es sind wohl andere 15 Minuten, als jene ruhmvollen, von denen Andy Warhol gesprochen hat), während sich Ronny in der analogen Welt prostituiert und anderen Männern „den Schwanz lutscht“. Eine Spirale aus Gewalt und Abhängigkeit beginnt sich unaufhaltsam zu drehen, während ihre Mutter (Anna Keil) sich in benebelte Erinnerungen an eine Revolution flüchtet. Der Titel „Beach House“, sagt Autor Dorian Brunz, hat zwei Ebenen: Zum einen ist damit ein „Sehnsuchtsort für die Figuren“ beschrieben – eben ein Strandhaus mit einer Hollywoodschaukel auf der Veranda –, eine Idylle, ein Ort also, „der ein besseres Leben zu haben verspricht“. Und andererseits ist es „ganz abstrakt ein Ort, eine Erwartung, die nicht eintritt, ein Traum, der immer da bleibt, immer vor Augen ist, aber einfach nicht erreicht werden kann. (…) Alle Figuren merken eigentlich, dass sie auf riesige Widerstände stossen, auf die Ansprüche der Gegenwart quasi stossen und dann bleiben sie hängen in dieser Lücke zwischen großer Erwartung einerseits, zwischen Sehnsucht und der Wirklichkeit, der Brutalität. In dieser Lücke bleiben sie gefangen.“ Damit rückt das Leben der Protagonisten mit dem Losgewinn als afformativer Zustand in den Fokus, als etwas, das Werner Hamacher ein Afformativ nennt: eine Art Unterbrechung beziehungsweise „Ermöglichung, die in keiner Form ihre Erfüllung finden kann, als Ermöglichung und Verunmöglichung, als Handlung und zugleich Nichthandlung“. Der Afformativ ist „nicht aformativ, nicht die Negation des Formativen“, sondern, wie Hamacher konstatiert, „das selber formlose Ereignis der Formierung, dem alle Formen und alle performativen Akte ausgesetzt bleiben“. Diese Formlosigkeit der Afformanz bringt einerseits alle performativen Akte, alles Tun erst hervor, während es selbst sich nie aktualisiert. Das Afformative bleibt immer virtuell und tritt nur in den Rissen und Paradoxien der Praxis hervor. Entsprechend bleiben auch die Gesten der beiden Zwillinge leer, ausdruckslos, und schreiben sich ein in ein Feld ohne Ursprung. „Sei authentisch“, fordert der Produzent der [i]Rage[/i]-Videos, Fernando, von Taylor. Es gibt aber keine Authentizität in diesem Leben, das ganze Bewegungsrepertoire ist nur Imitation. Die Figuren werden mehr bewegt, als sie selbst Bewegung hervorbringen. Das Bühnengeschehen ist bisweilen statisch – das ist dem vielen Text geschuldet – und es sind ausdruckslose Posen, leere Zitate, wenn die Zwillinge das Stück mit kurzen tänzerischen Bewegungsabläufen oder Samples, vorne an der Bühnenrampe eröffnen und nach etwa zwei Stunden mit denselben Bewegungen, nur seitenverkehrt dastehend, beschließen. Durchgeschüttelt wie von einem epileptischen Anfall, von den immergleichen Bewegungsvariationen, wie im Break Dancer auf dem Rummel.   Dazwischen stets auch längere Wiederholungen einzelner Bewegungsabläufe, Worte und Sprachfetzen, während die Bühne sich über weite Strecken der Inszenierung dreht. Es scheint, als hätte die Schallplatte einen Sprung, an immer anderen Stellen bleibt die Nadel hängen – wie die Mutter in ihren Erinnerungen an die Revolution in Mexiko, und den leidenschaftlichen Freiheitskampf ihres Fernando. „Es ist nur ein Lied von Abba“, sagt Ronny, eine Fantasie, eine Nebelschwade. Sie aber läßt sich davon nicht beirren, schwelgt in dieser Fantasie, die sie braucht wie die Tabletten gegen den rheumatischen Schmerz. Keine Revolution, nur eingelullt vom romantischen Schlager. Es ist ein immergleicher, zugedröhnter Dialog mit der Nebelmaschine im Zentrum der Bühne, dem falschen Trostspender, während die Tage vergehen, die Sonne im selben Rhythmus auf- und untergeht. „Beach House“ spielt in einer Wohnsiedlung am Stadtrand. Aber Dorian Brunz möchte mit seinem Text kein Milieu abbilden, wie er sagt – und das tut auch Philip Preuss mit seiner Inszenierung nicht. Die Zwillinge bleiben indifferent und unscharf, wie ihre sich überlagernden Gesichter in den Videoeinspielungen beziehungsweise Projektionen auf einen Gazevorhang, der sich wie ein Schleier zwischen Darsteller und Zuschauer schiebt und mitunter wie der Wimpernschlag in Zeitlupe hoch und runter gefahren wird. Es bleibt eine abstrakte Distanz, die auch durch das Bühnenbild von Ramallah Aubrecht und das Lichtdesign von Carsten Rüger verstärkt wird, das aus Neon-Lichtern besteht, die die abstrakte Kontur eines Hauses bilden. Anstelle von Wänden wird auf der einen Seite mittels der Neonröhren ein Karo beziehungsweise eine Raute nachgezeichnet, ihm Gegenüber ist das Sierpinski-Dreieck dargestellt (ein von Waclaw Sierpinski 1915 beschriebenes Fraktal, das heißt ein Dreieck, dass aus theoretisch unendlich vielen kleineren Dreiecken mit denselben Seitenverhältnissen besteht und insofern dem immergleichen Algorithmus folgt). Neon hat seinen Weg in die Alltagsästhetik über die trügerischen Verheißungen der Werbung gefunden. Es gehörte schon immer zur populären Kultur und mit seiner spröden Funktionalität steht es der Pop-art nahe. Und so wird es auch in „Beach House“ verwendet, das wie eine der vielen Skulpturen aus Neonröhrenfiguren von Bruce Naumann wirkt, die in endlosen Wiederholungen gefangen entsprechend viele Varianten des Körperkontakts durchspielen. Allein es kommt nicht dazu, in „Beach House“ gibt es keine Berührungen, keine Intimität. Der einzige körperliche Moment (den man nicht sieht) ist, als sich die latente Gewalt bahn bricht und Taylor während des Videodrehs das Gesicht blutig geschlagen wird. Mit dem Erschrecken über die Brutalität erst blitzt für einen Moment Mitleid auf und man gewinnt ein Gefühl der Nähe, wenn sich Taylor in ihrer Verletztheit die Maske vom Kopf reißt und plötzlich hinter ihrer Skinhead-Uniformierung Natürlichkeit aufscheint, sich die echten Haare von Schauspielerin Julia Preuß zeigen. Aber dieses Gefühl ist kein Trost, das Stück bleibt düster und es gibt für Taylor keinen Ausweg daraus, es bleibt ihr nichts, als auf weiterhin in ihrer Rolle und auf Distanz dem Publikum zuzuprosten. Am Schluß, als die Bühne von den Darstellern verlassen ist, gewinnen die eingespielten Geräusche (Sound von Alexander Nemitz) einen Takt, Rhythmus, und es entwickelt sich aus dem Rauschen eine Melodie. Diese aber ist kein Glücksversprechen, dazu tanzt allein das bunte und technoide Neonlicht. Es bleibt ein falsches Versprechen.  Dorian Brunz stellt in „Beach House“ den Sehnsuchtsort und den Traum von einer unbeschwerten Zukunft einer brutalen und ausweglosen Realität gegenüber. Wohin am Ende mit der ganzen Wut? Es bleibt die Enttäuschung über den geplatzten Traum (und die ambivalente Freude über die gelungene Übertragung des Textes auf die Bühne), oder die Erkenntnis, wie Bruce Naumann es ausdrückte: „Die Kunst erlöst uns von gar nichts ...“.  https://theatrumvinum.blog [i]Beach House[/i][i] von Dorian Brunz ist einer von drei Theatertexten, die 2020 in der [/i][i]Langen Nacht der Autor_innen[/i][i] im Rahmen der [/i]autoren(theater)tage[i] am [/i]Deutschen Theater Berlin [i]uraufgeführt werden. Eine Jury bestehend aus Dramatikerin Dea Loher, Schauspielerin Nina Hoss und Übersetzer David Tushingham hat diese drei neuen Stücke aus 171 Einsendungen ausgewählt. Auf die Uraufführung von [/i][i]Beach House[/i][i] in Berlin folgt am 15. Oktober die Leipzig-Premiere des Stücks, wo Hausregisseur Philipp Preuss zum zweiten Mal in der Diskothek des Schauspiel Leipzig inszeniert. Dorian Brunz wurde 1993 in Berlin geboren. Er studierte Geschichte und Literatur an der Humboldt-Universität zu Berlin und Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. Seine Stücke liefen als Werkstattinszenierungen am Hans Otto Theater Potsdam, in der Box des Deutsches Theaters und am Bat-Studiotheater sowie als Uraufführung am Theater Koblenz. Mit seinem Stück [/i][i][i]Das Kind malt [/i][/i][i]war er beim Interplay Europe Festival in Liepaja, Lettland vertreten. 2018 war er mit seinem Text [/i][i]Glas[/i][i] zum [/i]Festival [i]4+1 — ein treffen junger autorInnen[/i][i] am Schauspiel Leipzig eingeladen. [/i]
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    Eindrucksvolle Lichtinstallationen und klischeehafte Figuren
    3 years ago
    Kritik
    Ramallah Aubrecht hat ein Stahl-Skelett ins Deutsche Theater Berlin gewuchtet, das fast die gesamte Breite der Bühne ausfüllt und den Spieler*innen als Labyrinth aus Stangen dient. Philipp Preuss, Hausregisseur des Schauspiels Leipzig, nutzt diese Kulisse für eindrucksvolle Lichtinstallationen. Mit wallendem Nebel, dem wummernden Sound (Alexander Nemitz) und ausgefeiltem Lichtdesign (Carsten Rüger) setzt dieser Abend ästhetische Akzente, die über inhaltliche Schwächen und die klischeehaften Figuren hinwegsehen lassen. Preuss und sein Team lassen die Muskeln spielen und zeigen, dass sie die Klaviatur der Theatermittel beherrschen. Mit großem Aufwand erzeugen sie eine düstere Gothic-Stimmung. Doch der ganze Theaterzauber, den sie trotz Corona-Regeln auf die Beine stellen konnten, bleibt zu sehr Selbstzweck, da der Text, den die Spieler*innen sprechen müssen, nicht überzeugen kann. Weiterlesen
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    1 von 1 Person(en) gefiel diese Kritik
    Philipp Preuss´ bemerkenswerte Uraufführung eines Textes über Isolation und Sehnsüchte von Dorian Brunz
    3 years ago
    Kritik
    ''Fernando sucht Teilnehmer für ein "Rage" (Wut) genanntes Videoformat, bei dem sich zwei Menschen 15 Minuten lang vor laufender Kamera anschreien. Autor Brunz hat hier eine Parabel auf den neoliberalen und entmenschlichten Kapitalismus geschrieben. Die disfunktionale Familie Schmetterling vom Rand der Gesellschaft mit den Zwillingen und ihrer nur in der Vergangenheit lebenden Mutter kann an den Verheißungen der Konsumwelt nicht teilnehmen und wird gnadenlos aus der Verwertungsmühle wieder ausgespuckt. Das klingt nach biederem Sozialdrama mit alkoholkranker alleinerziehender Mutter im Plattenbau, wie man es aus dem jungen deutschen Kino kennt. Aber Autor Brunz und Regisseur Preuss umschiffen die Klischees gekonnt mit einer an Horvath oder Bukowski geschulten Kunstsprache und einer auch sehr künstlichen, abstrakten Bühnenwelt, die durch viel Licht- und Soundeinsatz noch verstärkt wird. Preuss lässt Julia Preuß und Felix Axel Preißler als Taylor und Ronny Schmetterling zunächst ihre Sätze an der Rampe trotzig hinrotzen. Sie tanzen ungelenk als Schattenrisse im Gegenlicht. Ihre Gesichter werden immer wieder mit Livekamera auf die Bühnenrückwand projiziert. Ein weiterer Verfremdungseffekt kommt dazu, wenn sich Preißler eine Tüte über den Kopf zieht und darauf das Gesicht von Preuß projiziert wird. Einsam in ihrer Welt versunken sitzt Anna Keil als Frau Schmetterling im Inneren des in allen Farben leuchtenden Neonrörengestänges. Sie träumt von einer vergangenen Revolution und singt entrückt die spanische Version des ABBA-Hits Fernando. Die Nachbarin hat sich diesem Leben schon durch Sprung aus dem dritten Stock entzogen. Tilo Krügel gibt den zwielichtigen androgynen Videofilmer Fernando, der Taylor eine Versuchsparabel vom Sozialverhalten isolierten Kapuzineräffchen erzählt. Isoliert wirken hier alle ProtagonistInnen, was sich auch in ihren Worten widerspiegelt. Wiederholt werden die Sätze der einzelnen Figuren zu kleinen, fast melodischen Soundcollagen verschnitten. Einsamkeit ist eines der großen Themen dieses Stück. Die Inszenierung setzt das bildlich und darstellerisch treffend um. Das Beach House bleibt neonflackernde Illusion. Der Run nach dem Glück wird zum ewigen Kreislauf, was am Ende auch die Rückkehr zum Anfangsbild verdeutlichen soll.'' schreibt Stefan Bock am 4. Oktober 2020 auf EXTRA-KULTURA
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