Zum Inhalt: Die besten Tage haben sie längst hinter sich, die Gäste der New-Jersey-Bar. An diesem Ort, der irgendwo auf der Welt ist, erzählen sie Geschichten aus der Zeit der Königinmutter. Damals floss das Bier in Strömen, die Nächte waren ewig, und die Frauen, die alles haben konnten, leuchteten vor Schönheit. Vom nie endenden Rausch, der Trunkenheit, dem Erbrochenen und dem Jasminduft der Königinnen berichten die gestrandeten Figuren des Abseits dem Neuen, der die Bar betritt. Auf ihn gewartet haben sie nicht, doch vielleicht werden mit ihm die verblassenden Erinnerungen wieder bunt. Denn, so heißt es im Stück, "Worte besitzen keinen Wert, wenn sie nicht in den Zustand der Existenz gebracht werden."
Mit Harald Baumgartner, Franziska Machens, Kara Schröder, Caner Sunar, Niklas Wetzel, Jonas Landerschier (Live-Musik)
Regie: Charlotte Sprenger Bühne und Kostüm: Aleksandra Pavlović Musik: Jonas Landerschier Licht: Peter Grahn Dramaturgie: Franziska Trinkaus
''Die Spieler tragen (außer Baumgartner als Fremder in Cowboymontur) königsrote Kleider und haben weiß geschminkte Gesichter mit knallroten Wangen und aufgeklebten Glitzertränen. Eine Mischung aus Püppchen, Clowns und Rokoko-Figuren in einem Mix aus Puppenhaus und Museum. Wenn es heißt: "Wir befinden uns nicht im Theater. Wir existieren im Ernst, wir proben nicht!" – dann wird besonders exaltiert gestikuliert und Theater gespielt.
Selbstverständlich: Auch die Bar ist ein Traumraum, der Text selbst fordert wörtlich zum Fabulieren auf. Doch hier wird nicht fabuliert, sondern sich so weit wie möglich von der flirrenden Sprache des Stücks distanziert. "Zu der Zeit der Königinmutter" erzählt von der Kraft der Sprache, die lebendig gemacht werden will: "Worte besitzen keinen Wert, wenn sie nicht in den Zustand der Existenz gebracht werden", heißt es im Text. Hier aber herrscht Künstlichkeit, Sterilität, Langeweile. Ohne Textkenntnis wird man kaum verstehen, was dieser Abend bedeuten soll. Mit Textkenntnis umso weniger. Entweder ist das alles ein großes Missverständnis – oder aber die Regisseurin nimmt das Stück ganz bewusst nicht Ernst. Ihre Einfälle dafür aber umso mehr.'' schreibt Barbara Behrendt auf rbbKultur
Nostalgisch-surreale Erinnerungsschnipsel hat Fiston Mwanza Mujila, ein kongolesischer Autor, der seit einem Jahrzehnt in Graz lebt, in seinem ersten Stück, das er auf Deutsch schrieb, aneinandergereiht. Ein Fremder kommt in eine New-Jersey-Bar, die ihre besten Zeiten lange hinter sich hat. Dort trifft er auf einen vielstimmigen Chor, die über tödliche Schlangen, Goldgräber, Prostitution und vor allem immer wieder über die „Königinmutter“, die Chefin dieses Etablissements, fabulieren.
Szenisch bleibt dieser Abend karg. Über weite Strecken kommt er nicht über eine Aneinanderreihung der Monolog-Versatzstücke hinaus. Enttäuschend ist, dass Charlotte Sprengers deutscher Erstaufführung dieses Textes der Rhythmus fehlt. Jonas Landerschier spielt zwar im Hintergrund Lounge-Musik am Klavier und Caner Sunar stimmt bei seinem dritten Dragqueen-Auftritt am DT Berlin binnen weniger Monate die Songs großer Diven wie Marlene Dietrichs „Sag mir wo die Blumen sind“ an. Dennoch fehlt diesem Abend die Musikalität.
Schon nach der Uraufführung von „Zu der Zeit der Königinmutter“ im Februar am Wiener Akademietheater, wo Philipp Hauß Regie führte, war das Presseecho sehr verhalten. Auch dort erschöpfte sich der Abend in frontalem Textaufsage-Theater.
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