Zum Inhalt: Voller Hoffnung versucht die junge Elisabeth in Zeiten von Arbeitslosigkeit und Rezession ihr Glück zu machen. Um ans nötige Geld für den Gewerbeschein als Vertreterin zu kommen, plant sie, ihren Leichnam im Anatomischen Institut schon zu Lebzeiten zu verkaufen. Ein Präparator gibt ihr Kredit, zeigt Elisabeth jedoch später an, als er erfährt, dass die Leihgabe zur Bezahlung einer Vorstrafe draufging: wegen Handels ohne Gewerbeschein. Elisabeth kommt ins Gefängnis, ein Aufenthalt, der ihre Liebesbeziehung zu einem Polizisten scheitern lässt. Wieder allein, ohne Arbeit und Geld, geht sie ins Wasser. – Jürgen Kruse begibt sich mit seinem Ensemble hinein in den „gigantischen Kampf zwischen Individuum und Gesellschaft, dieses ewige Schlachten, bei dem es zu keinem Frieden kommen soll – höchstens, dass mal ein Individuum für einige Momente die Illusion des Waffenstillstandes genießt“ (Ödön von Horváth).
Mit Frank Büttner, Alexandra Finder, Christian Hankammer, Manuel Harder, Jürgen Huth, Linda Pöppel, Natali Seelig, Bernd Stempel, Caner Sunar
Regie: Jürgen Kruse Bühne: Bernd Damowsky Kostüme: Sophie Leypold Licht: Thomas Langguth Dramaturgie: Juliane Koepp, Franziska Trinkaus
Meinung der Presse zu „Glaube Liebe Hoffnung“ - Deutsches Theater
Zwischen Anatomischem Institut und Wohlfahrtsamt spielt sich Elisabeths Leben ab. Der Mangel ist ihr stärkster Motor. Um Geld zu verdienen – sie ist Vertreterin für Korsette, Strumpf- und Büstenhalter – benötigt sie einen Wandergewerbeschein. Der kostet 150 Mark. Für diese Summe möchte sie ihren Leichnam schon zu Lebzeiten an das Anatomische Institut verkaufen. Als der Präparator erfährt, dass Elisabeth vorbestraft ist – wegen Handels ohne Gewerbeschein – zieht er sein Angebot zurück. Doch Elisabeth gibt nicht auf: Sie sucht einen Bräutigam, der sie ernähren soll.
Dass Ödön von Horváths Stück [i]Glaube Liebe Hoffnung[/i] (Mitarbeit: Lukas Kristl) mit Ein kleiner Totentanz in fünf Bildern unterschrieben ist, verheißt nichts Gutes. Elisabeth wird die ausweglose Abwärtsspirale am unteren Ende einer Gesellschaft, in der „halt die Menschen keine Menschen sind“ nicht überleben.
Am 27. Oktober 2019 feierte das Stück in einer Inszenierung von Jürgen Kruse Premiere am [i]Deutschen Theater Berlin[/i]. Weiterlesen ...
''Eine Konstruktion, mit der Kruse die Sprache vermutlich anders hörbar machen, ihre Bilder und ihre falschen Töne entlarven möchte. Oft erinnert das an Brecht. Trotzdem schwankt man die meiste Zeit zwischen Ermüdung und Enervierung, Horváths eigene Kunstsprache geht dabei völlig verloren.
Das verändert sich erst, als Elisabeth ihren Polizisten Alfons kennenlernt, der sie später aus Karrieregründen verlassen wird. Wenn Linda Pöppel und Manuel Harder dieses Paar spielen, mit einer Verliebtheit, die sie vielleicht noch vor dem Abgrund zu retten vermag, dann dringt schließlich doch noch der Melancholiker Kruse durch. Und auch am Ende, als Elisabeth halbtot aus dem Fluss gefischt wird und alle Figuren nur halb interessiert und mit ihren eigenen Narzissmen beschäftigt um sie herum stehen, wird man hineingezogen in die Eiseskälte dieser Welt.
In der letzten halben Stunde dieses düsteren Abends wird Kruses Totentanz dann also doch noch lebendig-emotional, überbordend albtraumhaft. Über die beiden leerlaufenden, enervierenden Stunden zuvor können diese letzten Szenen allerdings nur bedingt hinwegtrösten.'' schreibt Barbara Behrend auf rbbKultur