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    L'Arlesiana (konzertant)

    Bewertung und Kritik zu

    L'ARLESIANA (KONZERTANT) 
    von Francesco Cilea
    Leitung: Paolo Arrivabeni
    Premiere: 21. Februar 2018
    Deutsche Oper Berlin
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    Zum Inhalt: Eine verführerische Schöne aus der nächsten Kleinstadt, von deren zweifelhafter Moral man durch ihren Liebhaber so Einiges zu hören bekommt, obwohl sie selbst nie in Erscheinung tritt. Ein hoffnungslos verliebter Tenor, den auch die aufrichtige Liebe eines sittsamen Mädchens nicht rettet. Eine besorgte Mutter, die ihre Zuneigung recht ungleich unter ihren Söhnen aufteilt. Ein flegelhafter Nebenbuhler, ein weiser Hirte, Blumenchöre und ländliches Flair: Dies alles verleiht Francesco Cileas L’ARLESIANA, dem Mädchen aus Arles, seinen besonderen Charme zwischen veristischer Milieustudie, emotionalen Belcanto-Linien und ahnungsvoller Melancholie. Eine echte Rarität auf heutigen Spielplänen, galt seine ARLESIANA dem Komponisten zu Lebzeiten beinahe mehr als die berühmtere ADRIANA LECOUVREUR. Bis zu seinem Tod sollte er die Oper mehrfach überarbeiten, um immer neue Schönheiten aus dem Stoff herauszuschlagen. Bereits die Uraufführung 1897 geriet zum Startschuss für die Weltkarriere des jungen Enrico Caruso. In der konzertanten Aufführung an der Deutschen Oper Berlin tritt Joseph Calleja – nicht zuletzt Gewinner des Caruso-Gesangswettbewerbs – die Nachfolge des italienischen Tenorstars an. Dolora Zajick, die gefeierte Verdi-Interpretin, und Mariangela Sicilia stehen ihm als leidgeprüfte Mutter und unschuldige Liebende zur Seite.

    Mit Dolora Zajick, Joseph Calleja, Mariangela Sicilia, Markus Brück, Seth Carico, Byung Gil Kim, Meechot Marrero

    Musikalische Leitung: Paolo Arrivabeni
    Chöre: Jeremy Bines

    4.5 von 5 Sterne
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    Irrwege der Liebe
    6 years ago
    Kritik

    Für manche Auguren sind konzertante Opernaufführungen überhaupt die Präsentationsform der Zukunft. Zwar wäre eine solche Entwicklung wohl für das Berufsbild der Kostümschneider und Maskenbildner ziemlich verheerend, aber sie könnte ein Ausweg sein, wenn Opernhäuser eines hoffentlich fernen Tages  auf öffentliche Zuschüsse und finanzkräftige Sponsoren verzichten müssten. 

    Die konzertante Premiere von Francesco Cileas Oper „L’Arlesiana“ in der Deutschen Oper Berlin offenbarte aber noch in anderer Hinsicht die Ambivalenz einer weiteren Eigenart konzertanter Aufführungen: es entfällt die Notwendigkeit, für eine als szenisch problematisch empfundene Handlung eine bühnenwirksame Realisierung zu finden, die nicht wieder als „Regietheater“ vom Publikum abgelehnt wird. Die konzertante Praxis ist solchen Zwängen nicht ausgeliefert und kann sich ganz der musikalischen Gestalt des wiederzugebenden Werkes widmen. Mag die Presseresonanz hierauf etwas geringer sein: Ein reines, ungetrübtes Vergnügen ist von einem solchen Ereignis vielleicht sogar eher zu erwarten als von einer allzu streitbaren Inszenierung. 

    Cileas „L’Arlesiana“ wurde 1897 in Mailand uraufgeführt und erlebte danach mehrere Bearbeitungen. Aus den zunächst vier Akten wurden drei, und 1912 entstand eine dritte Fassung mit Ouvertüre, die nun auch in Berlin zu hören war. Alles Bemühen des Komponisten hat aber die Aufführungspraxis nicht wesentlich beleben können, so dass die musikalisch durchaus fesselnde, stilistisch in Puccini-Nähe angesiedelte Partitur  seither vor allem konzertant zu hören ist.

    Das liegt gewiss zu einem Teil an der für den heutigen Geschmack etwas verstiegen wirkenden Handlung, die auf ein Sujet von Alphonse Daudet zurückgeht. Rosa Mamai hat zwei Söhne: den geistig zurückgebliebenen jüngeren L’innocente und Federico. Letzterer ist unsterblich in ein Mädchen aus Arles verliebt, über deren Lebenswandel zunächst nichts weiter bekannt ist. Mutter Rosa favorisiert aber Vivetta, die ihrerseits Federico liebt. Rosa bittet ihren Bruder Marco, etwas über die geheimnisvolle Arlesierin herauszufinden, und der legt daraufhin seiner Schwester nahe, den Heiratsplänen Federicos zuzustimmen.  Ein Liebhaber der Arlesierin namens Metifio stellt seiner Geliebten allerdings ein schlechtes Zeugnis aus, worauf Federico zutiefst betroffen reagiert. 

    Der alte Schäfer Baldassare, ein Freund der Familie von Rosa Mamai, rät Federico, seinen Kummer durch Arbeit zu vertreiben, was dieser aber ablehnt. Vivetta

    gesteht ihm ihre Liebe, und Federico wendet sich vom Traumbild der entfernten Arlesierin ab und will nun Vivetta heiraten. Metifio taucht auf und plant, die leichtlebige Arlesierin zu entführen. Nachts wacht L’innocente auf und ist auf einmal klaren Geistes. Stattdessen verdunkelt sich das Seelenleben von Federico: er meint in seinem Wahn, die Entführung der Arlesierin zu sehen, klettert auf den Heuboden und stürzt sich dort aus dem Fenster. 

    Die konzertante Aufführung in der Deutschen Oper stand unter einem denkbar glücklichen Stern und kompensierte durch die musikalische Perfektion alle Bedenken, die sich gegen die streckenweise etwas unglaubwürdige Handlung wenden mochten. Ein wesentlicher Angelpunkt der klugen Klangregie war der Dirigent Paolo Arrivabeni, der gleich mehrere Tugenden eines hervorragenden Operndirigenten miteinander verband: gründliche Partiturkenntnis, ausgeprägten Sinn für die Erfordernisse der Klanggestaltung und eine wohldosierte, ökonomische Zeichengebung, die immer noch Reserven für entscheidende Impulse im musikalischen Verlauf besitzt. 

    Auf der kontinuierlich ausgezeichnet disponierten Orchesterleistung ruhte die Qualität der Solostimmen, die bestens aufeinander abgestimmt waren und sich zu einem organischen Ganzen verbanden. Der Mezzosopran von Dolora Zalick in der Rolle der Mutter Rosa Mamai beeindruckte durch Kraft und leidenschaftlichen Ausdruck. Den Federico von Joseph Calleja kann man getrost unnachahmlich nennen, was vor allem seinem charakteristischen Timbre zu danken ist. Seine Romanze im zweiten Akt, mit strömender Klangfülle vorgetragen, brachte ihm minutenlangen Szenenapplaus ein. Der Sopran von Mariangela Sicilia in der Rolle der Vivetta strahlte gleichermaßen durch hingebungsvollen Ausdruck wie durch außergewöhnliche Klangschönheit. Markus Brück war als Schäfer Baldassare hörbar aufs Beste in seinem Element und  glänzte durch kraftvolle Spitzentöne. Seth Carico war als Metifio mit dunkel getöntem, punktuell geschärftem Bassbariton bei jedem Auftritt ein bemerkenswerter Akzent, der vielleicht auch zur Geltung  kommt, wenn er einmal den Scarpia in der „Tosca“ gestaltet. Den Bruder Marco sang Byung Gil Kim mit schönen, klarem Bass, und den anfangs behinderten L’innocente

    gestaltete die Sopranistin Meechot Marrero mit schöner Stimme und einfühlsamer Mimik. Die überaus stimmungsvoll eingesetzten Chöre hatte Jeremy Bines sehr sorgfältig einstudiert.

    Der Lohn der guten Vorbereitung war der reiche Applaus des Publikums mit allen Zeichen der Begeisterung für die Leistung des gesamten Ensembles. 

    http://roedigeronline.de
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    1 von 1 Person(en) gefiel diese Kritik
    Die Bude brummt
    6 years ago
    Kritik
    ''Nur der Chor der Deutschen Oper unter dem noch frischen Jeremy Bines wackelt hier und da. Und: So dankbar die Instrumentation Cileas für das Orchester der Deutschen Oper auch sein mag, noch kaum ein einziger Dirigent hat mit derlei Repertoire je einen echten Stich gemacht. Auch Paolo Arrivabeni nicht, der sich darauf beschränken kann, mit nüchternen Bewegungen den Verkehr zu regeln (nicht mal Karajan, Maazel oder Riccardo Chailly kamen mit Werken von Mascagni, Giordano oder Cilea sonderlich weit ...). Die samtigen Farben, die Melodienkraft eines Komponisten, der hörbar kein Melodiker sein will, sind auch so reizvoll genug. Erstaunlich, welch gute Werke noch auf den hintersten Regalmetern der Musikgeschichte vor sich hin stauben. Ohne den Vorsatz, ein Vehikel für den in Berlin gern gesehenen Calleja aufzutreiben, wäre man vermutlich nie in den Genuss dieses wunderbaren Kitsch-Kuchens gekommen. Die Bude brummt. Die Berliner kennen ihre Pappenheimer. Selbst wenn dieser Pappenheimer Calleja heißt.'' schreibt Kai Luehrs-Kaiser auf kulturradio.de
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