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Biedermann und die Brandstifter

Bewertung und Kritik zu

BIEDERMANN UND DIE BRANDSTIFTER 
von Max Frisch
Regie: Fritzi Wartenberg 
Premiere: 29. November 2024 
Berliner Ensemble

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Zum Inhalt: 

Die Empörung von Biedermann über die Brandstifter, die seit einiger Zeit überall Feuer legen, ist groß – zumindest am Stammtisch in der Kneipe und auf Social Media. Kaum stehen sie jedoch vor seiner Haustür, werden sie höflich hereingebeten, obwohl sie keinen Hehl daraus machen, was sie vorhaben. Man hat ja Manieren. Ein Unmensch ist man auch nicht, schließlich sind es nur zwei harmlose Hausierer. Und falls nicht, macht man sie sich besser nicht zum Feind. Das möchte man sich dann doch nicht leisten, obwohl man sich sonst (fast) alles leisten kann. Geschrieben als politische Parabel zielt das Stück auf eine Geisteshaltung, die dem Zerstörerischen zum Erfolg verhilft. Wie kommt’s? Aus welchen Gründen, wozu und von wem werden Impulse von Einsicht einfach weggeschoben?

Regisseurin Fritzi Wartenberg, Jahrgang 1997, gesteht unumwunden, wie ertappt sie sich von Frischs Text fühlt, den er 1948 zuerst als burleske Prosaskizze notierte und später zum Theaterstück umarbeitete. Wartenberg ist Mitbegründerin des FTZN-Kollektivs und erhielt im Rahmen des Nachwuchsförderprogramms WORX am Berliner Ensemble den Helene Weigel Theaterpreis.

3.0 von 5 Sterne
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Schullektüre-Klassiker wird zur überzeichneten Farce und winkt dem Senat mit dem Zaunpfahl
1 Monat her.
Kritik

Die zentrale Regie-Entscheidung war es, die Figuren in groteske Kostüme von Esther von der Decken zu stecken. Kathrin Wehlisch, die vor kurzem ihr komödiantisches Talent als begriffsstutzige Schauspielerin und überforderte Haushälterin in „Der nackte Wahnsinn“ voll ausspielen konnte, versinkt diesmal in einem mit Schulterpolstern zusätzlich aufgeplusterten, viel zu großen Anzug als Gottlieb Biedermann, Haarwasserfabrikant und Prototyp des Spießbürgers. An seiner/ihrer Seite agieren Pauline Knof als Gattin Babette Biedermann mit Turmfrisur und Maximilian Diehle als Dienstmädchen Anna auf High Heels.

Max Frischs Parabel vom saturierten Bürgertum, das alle Warnzeichen übersieht, bis die Lebensgrundlagen verloren sind, hat in diesen Krisenzeiten eine so offensichtliche Aktualität, dass die Regisseurin und ihre Dramaturgin Sybille Baschung darauf verzichteten, diese Zeitbezüge des 1950er Jahre Stoffs klar herauszuarbeiten. Ihre „Biedermann und die Brandstifter“-Inszenierung folgt konsequent dem eingeschlagenen Pfad und zeichnet Biedermann als lächerlichen Protagonisten einer Farce.

In manchen kurzen Augenblicken während dieser 90 Minuten wird aber deutlich, dass sich die Inszenierzung etwas dümmer stellt als sie tatsächlich ist. Kathrin Wehlisch tritt mehrmals aus der Rolle des tölpelhaften Spießers und spricht das Publikum direkt an: „Sie haben ja leicht reden, Sie sitzen da draußen und wissen wie’s ausgeht. Vergessen Sie nicht, dass ich eine erfundene Figur bin. Mich kann man ja lächerlich machen!“ Kurz vor Schluss, als die beiden Brandstifter (Max Gindorff und Maeve Metelka) mit aktiver Zuschauerbeteiligung die Benzinfässer aus Schaumstoff auf die Bühne gerollt und die Zündschnüre verlegt haben, weist Wehlischs Biedermann die Techniker des Berliner Ensembles an, Jessica Rockstrohs Guckkastenbühne zu demontieren. Das könne man nun ja einfach alles wegkürzen und sparen, ätzt ihr selbstgewisser Biedermann mit einem deutlichen Zaunpfahl-Wink in Richtung des Berliner Senats.

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