„Der Held heißt ›Ich‹, er ist eine Mittelgestalt zwischen Caliban und Prospero, ein Monstrum, ein Irrer, ein Tier und zugleich ein Zauberer.“ So beschreibt Peter Handke seinen „Helden“. Dieser wandelt sich vom »Ich-Erzähler« in »Ich, den Dramatischen« – ein kühner literarischer Coup, den Christopher Nell vielbejubelt und bestaunt auf der Bühne umsetzt: Er sitzt, geht, steht, träumt, zaubert, verzweifelt, wütet, tobt und – erzählt, von seiner Landstraße. Diese Straße ist sein Reich, der »letzte freie Weg in die Welt, der letzte nichtverstaatlichte, nichtvergesellschaftete, nichtgeographierte, nichtgeologisierte, nichtbotanisierte, nichtgegoogelte, nichtöffentliche und nichtprivate Weg auf Erden.« Und den will er verteidigen, einer gegen alle.
Regie: Claus Peymann Bühne: Karl-Ernst Herrmann Kostüme: Margit Koppendorfer Dramaturgie: Jutta Ferbers, Anke Geidel Licht: Karl-Ernst Herrmann / Friedrich Rom / Ulrich Eh Musikalische Mitarbeit: Moritz Eggert Geräusche/Töne: David Müller/ Alexander Bramann
Dauer: 3h (mit Pause)
Eine Koproduktion mit dem Burgtheater Wien
Meinung der Presse zu „Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte ...“ - Berliner Ensemble
Eine ganze Welt erzählen oder Das Prinzip Landstraße
8 Jahre her.
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Kritik
„Kommen lassen erst einmal die Szenerie: Und da kommt sie, da erscheint sie, da fliegt sie mich an, da erstreckt sie sich, die Landstraße, vorderhand leer. Und indem ich mir das laut vorerzähle, ist die Straße auch schon bevölkert mit mir, der ICH am Rand der Straße daherschlendere, mit ausgreifenden, epischen Schritten, vorderhand allein.“ Dem Gestus dieses Ich-Erzählers folgend entrollt sich über die Bühne eine Straße, geht ein Himmel auf, bricht eine marode Bushaltestelle aus den Bühnenbrettern hervor, wie von Zauberhand. Und doch ist es keine Zauberei, sondern schlicht die Macht des Wortes: Das Erzählte verfestigt sich zur erzählten Wirklichkeit.
Peter Handkes neues Stück [i]Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße. Ein Schauspiel in vier Jahreszeiten[/i] (2015) handelt vom Erzählen selbst und es handelt, natürlich, von der Sprache. In einer Koproduktion mit dem Burgtheater Wien ist Claus Peymann eine kongeniale Inszenierung dieses bemerkenswerten Textes gelungen. Die Uraufführung feierte am 1. Mai 2016 im [i]Berliner Ensemble[/i] Deutschland-Premiere. Weiterlesen
[i]''Die etwas lang geratenen Unschuldigen mit dem noch längerem Namen sind gegen Gotscheffs bemerkenswert leichte und dennoch schwergewichtigere Handke-Inszenierung von 'Immer noch Sturm' leider ein ziemlich laues Theaterlüftchen. Da macht sich am nicht enden wollenden Ende, dem nach Handke letzten Stündlein fürs Theater, trotz flehendem Hoffnungsgeraune an Brechtgardine auf Dauer doch etwas Langeweile breit.'' [/i]schreibt Stefan Bock am 3. Mai 2016 auf KULTURA-EXTRA
Die Figuren kreuzen hin und wieder den Weg des „Ichs“ (Christopher Nell), sprechen hektisch in ihre Mobiltelefone und versinken wieder in der Niemandsbucht, aus der sie auftauchten.
Die Stimmung der aus Zeit und Welt gefallenen Hauptfigur bleibt über die drei Stunden düster. Langatmig schleppen sich die Szenen dahin, die keinem kohärenten Spannungsbogen folgen, sondern assoziativ um das Lamento der traumverlorenen Hauptfigur kreisen. Weiterlesen