0 von 0 Personen fanden die Kritik hilfreich Einigen oder sogar nicht wenigen Zuschauern dürfte bei der gestrigen Premiere von Indien der gleichnamige Roadmovie im Hinterkopf geschwebt haben, der 1993 in die Kinos kam und für gewisse Aufmerksamkeit sorgte, daneben zahlreiche Preise einheimste. Seine Vorlage, die Theaterfassung von Josef Hader und Alfred Dorfer, war schon auf vielen deutschsprachigen Bühnen zu Gast, derzeit spielt sie in der Vagantenbühne, dem kleinen Privattheater im Souterrain des Delphi Filmpalastes, das vor kurzem sein 70-jähriges Jubiläum feierte und sich somit zu den ältesten Berliner Theatern zählen darf.
Das Stück ist schnell erzählt: Zwei auf den ersten Blick eher gegensätzlich anmutende Herren haben die Aufgabe, gemeinsam durch die österreichische Provinz zu touren und dabei diverse Gasthäuser auf die Einhaltung unterschiedlichster Vorgaben zu überprüfen, dabei auch Schnitzel und Schnaps nicht außen vor zu lassen. Während Bösel ein eher ruhiger Kandidat ist, der sich zwar schon mal in Rage reden kann, generell aber eher wortkarg ist, nervt sein ehrgeiziger Partner Fellner in feinstem Schweizerdeutsch mit irgendwelchen Lebenshalbweisheiten, auch über Indien, und Trivial-Persuit-Fragen. Dieser Umstand allein sorgt für viel Komik, harmonieren die beiden grundverschiedenen Typen Jürgen Haug als Bösel und Urs Stämpfli als Fellner doch perfekt miteinander. Die beiden reden herrlich aneinander vorbei, bis sie irgendwann über fremdländische Bräuche doch ein wenig in‘s Gespräch kommen und schließlich zusammen Karten spielen und mit indianischen Liebesbräuchen, Faschingskostümen, schlüpfrigen Geschenkideen und der Schikane der Wirtsleute eine Ebene gefunden haben, die sie einander überzeugend näher kommen lässt. Was auch die notwendige Basis für die Beziehung schafft, die sie am Ende unbedingt freundschaftlich miteinander umgehen lässt, wenn Fellner lebensbedrohlich erkrankt und Bösel nicht mehr von seiner Seite weicht.
Damit ist aber nicht alles erzählt, Regisseur Lars Georg Vogel lässt alle weiteren Rollen von einer Person spielen, Senita Huskić übernimmt sämtliche Wirtsleute, eine Ärztin und am Ende auch den Pfarrer. Sie spielt ebenfalls mit großer Intensität, allen ihren Rollen gemeinsam ist eine Sprachlosigkeit, die sie über Körperlichkeit wettmacht.
Ein sehr überzeugender und unterhaltsamer Theaterabend, das Publikum applaudiert lange...
0 von 0 Personen fanden die Kritik hilfreich Carolin Fortenbacher hat ihre Gesangskarriere schon früh gestartet und bis heute große Erfolge verzeichnen können, sie liebt die Bühne und das Spiel mit dem Publikum.
Dies zeigte sie gerade im Wintergarten, der derzeit die Spotlight-Reihe präsentiert, immer am Montag und Dienstag bringt das Traditionshaus Sonderveranstaltungen und Showformate mit Artisten, Musikern oder Autoren auf die Bühne. In diesem Rahmen singt Fortenbacher Streisand, begleitet von einem Musiker-Trio: Lutz Krajenski am Piano und Keyboard, verantwortet er außerdem die musikalische Leitung, Achim Rafain betätigt sich kreativ am Bass und Paul Kaiser ergänzt die Truppe mit seinem Schlagzeug. Und die Fortenbacher singt, was das Zeug hält; stimmgewaltig und immer wieder angenehm selbstironisch interpretiert sie die Balladen der Barbra Streisand. Wobei sie “Putting it together” auch ihren eigenen Text verpasst, sehr gelungen. Was man zu fast allen ihrer Interpretationen sagen kann, Einflüsse aus dem Jazz sind nicht zu überhören, ihre musikalische Bandbreite ist groß. Entsprechend anders klingen die Lieder der Streisand, wie die Zuschauer sie bislang im Ohr hatten. Wer also einen klassischen Barbra-Streisand-Abend erwartet, dürfte enttäuscht sein; wer sich an gutem Gesang erfreuen möchte, kann den Abend genießen. So wie es viele der Zuschauer getan haben...