„Als der sechzehnjährige Karl Roßmann, der von seinen armen Eltern nach Amerika geschickt worden war, weil ihn ein Dienstmädchen verführt und ein Kind von ihm bekommen hatte, in dem schon langsam gewordenen Schiff in den Hafen von New York einfuhr, erblickte er die schon längst beobachtete Statue der Freiheitsgöttin wie in einem plötzlich stärker gewordenen Sonnenlicht. Ihr Arm mit dem Schwert ragte wie neuerdings empor, und um ihre Gestalt wehten die freien Lüfte.“ (Franz Kafka,
Amerika)
Wie Karl Roßmann jedoch bald feststellen muss, kann er seine Sünde jedoch keinesfalls in Europa zurücklassen und in Amerika ein freies Leben führen. Der sogenannte Amerikanische Traum, in dem jeder, ungeachtet seiner Herkunft, seines Geschlechtes, seiner Hautfarbe oder Religion die Chance hat, durch harte Arbeit sozial und finanziell aufzusteigen, ist längst ausgeträumt: In den Vereinigten Staaten von Amerika besitzt ein Prozent der Bevölkerung ein Drittel des gesamten Privatvermögens und es ist sicher nicht das am härtesten arbeitende Prozent der US-amerikanischen Bevölkerung. Der Lifestyle dieser Lucky Few wird in den allgegenwärtigen Unterhaltungsmedien und der Werbung zum Heilsversprechen hochgezüchtet und findet seinen Widerhall im Dauerkonsum, mit dem der „kleine Bürger“ seiner unstillbaren Sehnsucht nach einer perversen Vorstellung von Luxus nachgibt.
Dušan David Pařízek zeichnet in seiner Bühnenfassung von Franz Kafkas Roman
Amerika am
Deutschen Theater Berlin ein radikales und klares Bild der US-Amerikaner als allein nach dem Lustprinzip existierende Omnivore unter dem Diktat der Gleichheit. Premiere war am 27. September 2017.
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