''So abgehackt und fragmentarisch, wie der Text hier gesprochen wird, geht es an dem nur etwa 90 Minuten dauernden Abend auch weiter. Viel Zeit nimmt sich die Regisseurin dabei nur in den Szenen der anfänglichen Verlobungsfeier im titelgebenden Wiener Wald, bei der Marianne am Ende Oskar für den zwielichtigen Charmeur Alfred (Daniel Hoevels) verlässt. Zuvor deuten schon gezielt Sätze wie „Nur niemals die Autorität verlieren! Abstand wahren! Patriarchat, kein Matriarchat!“ und „du entgehst mir nicht“ diesen Ausbruch aus Demütigungen und vorbestimmtem Ehegefängnis als Befreiung („Jetzt bricht der Sklave seine Fessel.“) an. Ein bisschen Me-Too als geisterhafter Danse Macabre, der sich auch in den folgenden Szenen vorsetzt mit dem leicht verfremdet immer wieder eingespielten Wiener- Walzer-Thema. Hier lässt niemand seine vorgefertigte Maske fallen.
Marianne wird als einzige ihre puppenhafte Kostümierung ablegen, wenn sie allein im schwarzen Dress in der Szene im „Maxim“ für die Herren tanzt. Eine weitere tranceartige Techno-Einlage, der ein finales Satzstückwerk über „Versöhnung“ und pastorales Bla-Bla folgt. Eine gebrochene Marianne im weißen Kleid mit blutiger Babypuppe steht am Ende an der Rampe. Als rein ästhetisch orientierte, stark verdichtete Live-Stream-Variante ist das durchaus interessant, insgesamt aber eine doch recht verkürzte Darstellung der düsteren Horváth‘schen Zurichtungsdramatik, der es für die Umsetzung vor Live-Publikum leider etwas an Spannung und Figurenausformung mangelt.'' schreibt
Stefan Bock am 8. November 2020 auf
KULTURA-EXTRA