Mit recht klischeehaften Figuren witzelt sich Felicia Zeller durch den Paragraphen-Dschungel des Steuerrechts und den Alltag einer Finanzverwaltung. Wir lernen kennen: die übereifrige Spürnase, die sich in allen Details verbeißt und auch bei noch so komplexen Cum Ex-Fällen dranbleibt, aber bei der Beförderung übergangen und schließlich kaltgestellt wird; die neuen Behördenleiterin, die den McKinsey-Sprech aus Workshops nachbetet; das Sachbearbeiter-Paar, das die „1.000 ganz legalen Steuertricks“ auswendig kennt, alle Vorteile des Ehegatten-Splittings ausnutzt, aber außer der gemeinsamen Freude am Austüfteln von Steuersparmodellen nichts verbindet, so dass die Scheidung zwangsläufig ist; schließlich die Betriebsprüferin, die von den Bestechungsversuchen erzählt.
Der Unterhaltungswert ist leider geringer als der Nerd-Faktor. Die 100 Minuten kreisen so ausführlich um den heißen Brei der verwinkelten Steuerparagraphen und verheddern sich vor allem im Mittelteil in manchen zu langen Monologen, so dass die Uraufführung recht fad gerät. Den Jurys der Mülheimer Theatertage und der DT-Autorentheatertage war „Der Fiskus“ dennoch eine Einladung wert, die Gastspiele mussten wegen Corona jedoch ausfallen.