''Bei einer Familienaufstellung zwischen Vater und Sohn mit Benny Claessens als federgekröntem Guru steht zwischen beiden das personifizierte „Kriegstrauma“, während der „Schatten der Gaulands“ davon faselt, dass ja alles nicht so schlimm war. Hier teilt der politische Autor Richter wie schon in Fear an der Schaubühne gegen die Verharmlosung von Krieg und Gewalt durch die AfD aus. Von heutiger toxischer Männlichkeit berichtet Jonas Dassler in einer Parodie zum Männerbild von Rapper Felix Blume alias Kollegha in seinem Buch DAS IST ALPHA: Die 10 Boss-Gebote. Nach einem Dialog zwischen Knut Berger und Jonas Dassler über die Abnahme des körperlichen Begehrens eines schwulen Paars setzt Berger zum großen Wutmonolog über „erfüllende sexuelle Beziehungen“ an und empfiehlt den Neonazis in Sachsen und Thüringen einfach mal gut zu ficken, oder sich durchficken zu lassen. Auch das eher eine Art rudimentäres Männlichkeitsgehabe.
Zur Befreiung setzen die Schauspieler zwischen den Szenen immer wieder in schillernder Kostümierung zu Livesongs an, die mit Gitarre, Bass, Schlagzeug und Klavier mal rockig, punkig oder auch mit viel Gefühl performt werden. Überhaupt hat
Falk Richter den Abend emotional stark aufgeladen. Eine sehr persönliche Abrechnung mit den Vätern, die hin und wieder auch nach zwischenmenschlicher Empathie und der Überwindung toxischen Denkens fragt. Richter lässt seinen sterbenden Vater im Krankenhaus von der Rückkehr der bösen kleinen Clownsfratzen in den Talkshows und die Konservativen als Steigbügelhalter der Nazis sprechen. Das ist aktuell wieder in der Diskussion. Weiter als bis zu einem letzten Bedauern geht dieser Vater-Sohn-Abend aber nicht.'' schreibt
Stefan Bock am 17. Januar 2020 auf
KULTURA-EXTRA